Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5745 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5745 / 9133 Next Page
Page Background

[58/59]

61

e r s c h e i n u n g e n a u f g e f a ß t u n d d a d u r c h m e c h a -

n i s i e r t . Daß die Naturerscheinungen nach mechanischer Not-

wendigkeit gefaßt werden, liegt unmittelbar im Zuge des Empiris-

mus, wie sich zeigte. Der Mechanismus ist ihm die einzige Form des

Verhältnisses unter Objekten. Aber auch das Verhältnis von Subjekt

und Objekt wird mechanisiert (siehe die Lehre von der Vorstel-

lungsbildung aus Sinneseindrücken, Subjektivität der Sinnesquali-

täten und ähnliches). Endlich muß auch das Innere des Subjektes

selbst mechanisiert werden, was durch die Assoziationslehre, Zer-

störung des Ich-Begriffes, die Psychologie ohne Seele (Hume) er-

reicht wird. — Damit ist ein weiterer Schritt gegeben:

4.

Das M e c h a n i s c h e k e n n t k e i n W e r d e n , s o n -

d e r n n u r e i n e O r t s v e r ä n d e r u n g , sei es der Atome,

die sich wechselnd verbinden und scheiden, sei es der Vorstellungs-

elemente, die sich „assoziieren“; sei es der einzelnen Menschen, die

im Staatsvertrage und auf dem Markte zusammen- oder ausein-

andertreten; es kennt auch keine Einheit (Substantialität); es

kennt darum notwendig weder den Begriff des geordneten Welt-

alls (Kosmos, Universum), noch den des Dinges, noch den des Ichs,

das ist der geistigen Einheit oder Substantialität des Ichs.

Wenn die neueste Astronomie und Physik zum Teil dazu neigt, ein begrenztes

Weltall anzunehmen, so beweist das nur einen krisenhaften, widerspruchsvollen

Ubergangszustand. Die Korpuskulartheorie sowohl wie die mathematisch-mecha-

nische Methode verlangt eine gewaltlose, also unbegrenzte Natur; die begrenzte

Natur würde das rein qualitative, das ist t e l e o l o g i s c h e o d e r g a n z -

h e i t l i c h e Moment der Gestalt, als einen Bestandteil des V e r f a h r e n s

verlangen. Davon ist aber die heutige Physik noch weit entfernt.

5.

A l l e s w i r d n a c h A r t v o n ä u ß e r e n N a t u r -

e r s c h e i n u n g e n a u f g e f a ß t u n d d a d u r c h m ö g -

l i c h s t m a t e r i a l i s i e r t ; und das bedeutet wieder: Das /

M a t e r i e l l e w i r d d e m G e i s t i g e n ü b e r g e o r d -

n e t . — Dieser nicht zu Ende geführte, heimliche Materialismus

lauert am Grunde jedes empiristischen Lehrgebäudes und sei es des

vorsichtigsten, das sich in „Positivismus“, „Agnostizismus“ und

dergleichen wie immer verstecken mag. Der reine Sensualismus, so

positivistisch er sich (wie bei Hume und Comte) auch gebärden

möge, enthält den Naturalismus, das heißt die Auffassung der gei-

stigen Erscheinungen nach naturhafter, mechanischer und damit zu-