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griff des Sinnlichen als des unmittelbar Gegebenen eindeutig faßbar

ist. Das Übersinnliche dagegen ist nicht unmittelbar, nicht als solches

gegeben, ist nur m i t t e l b a r zu fassen. Das, was für die gesam-

ten Denkaufgaben und das Begriffsgebäude des Idealismus entschei-

dend wird, was also mit einem Worte als der systembestimmende

Begriff des Idealismus auftritt, ist vielmehr die V e r h ä l t n i s -

b e s t i m m u n g d e s Ü b e r s i n n l i c h e n z u m S i n n -

l i c h e n oder wie wir es nun nennen wollen, der Begriff der V e r -

m i t t l u n g des Übersinnlichen zum Sinnlichen. Dieses Verhält-

nis, diese Vermittlung allein bildet das Zentrum jeder idealistischen

Philosophie. Denn wie diese Vermittlung z. B. die platonische Idee

einerseits über das Wesen des Sinnlichen entscheidet, so deutet sie

andererseits auf das Übersinnliche hin.

In der Vermittlung sind wieder die mannigfachsten Möglichkei-

ten und Denkaufgaben beschlossen. Wir unterscheiden diese Mög-

lichkeiten inhaltlich, nach ihrem Wesen und formell. Inhaltlich

kann man aus der Geschichte der Philosophie zwei Hauptformen

der Vermittlungen und demgemäß auch zwei Hauptformen der Be-

griff sgebäude des entfalteten Idealismus unterscheiden: Die Plato-

nisch-Aristotelische, für welche der Begriff der Vermittlungen in der

„Idee“ liegt; und die Schelling-Hegelische, für welche der Begriff

der Vermittlungen in den dialektischen Setzungsschritten liegt (wie

später zu erklären sein wird).

Dem formalen Vollzuge nach ist das Verhältnis zwischen Über-

sinnlichem und Sinnlichem insofern selbständig zu kennzeichnen,

als das Übersinnliche bei den verschiedenen Vermittlungsarten ent-

weder j e n s e i t s der sinnlichen Welt oder i n ihr, ihr einwoh-

nend, gefaßt wird: das ergibt die grundsätzliche Frage der J e n -

s e i t i g k e i t u n d d e r E i n w o h n u n g , das sogenannte

Transzendenz- und Immanenzproblem.

Indem das Wesen der Vermittlung und die Form ihres Vollzuges

zugleich das gesamte erfaßbare Sein dem inneren Gefüge nach be-

stimmen muß, sind damit auch schon die Grundzüge eines dem Em-

pirismus unerreichbaren philosophischen Sonderfaches, nämlich der

S e i n s l e h r e o d e r O n t o l o g i e gegeben.

/

Die eben bezeichneten Lehrbegriffe bilden auch die Grundlage für

die übrigen Sonderfächer der idealistischen Philosophie: die Na-

t u r p h i l o s o p h i e , von den Alten „Physik“ genannt, und die