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G e i s t e s p h i l o s o p h i e . Sie werden weiterhin auf die Grund-
legung des V e r f a h r e n s der Wissenschaften übertragen.
So hätten wir z w e i G r u n d - u n d U r f r a g e n des ent-
falteten Idealismus: (1) die nach dem Übersinnlichen und (2) die
nach seinem Verhältnisse zum Sinnlichen oder den Vermittlungen.
Nicht die erstere, sondern die letztere ist, wie gezeigt, die unmittbar
s y s t e m b e s t i m m e n d e F r a g e . (3) Daraus abgeleitet erst
sind die Fragen nach dem Sein, dem Geiste der Natur, womit die
Verfahrenfragen der Wissenschaften aufs engste Zusammenhängen.
Zu bemerken ist noch, daß auch die Metaphysik durchaus nichts
anderes als eine Z e r g l i e d e r u n g d e r W i r k l i c h k e i t
ist (ebenso wie alle anderen Fächer der idealistischen Philosophie).
Die Frage geht nur darum: was als Wirklichkeit gegeben sei? Für
den Empirismus endet sie mit dem sinnlich Erfahrbaren, für den
Idealismus sind auch tiefere Schichten des Seins vorhanden und in
die Zergliederung einzubeziehen.
B. Ü b e r s i c h t d e s G e s a m t a u f b a u e s d e r
L e h r b e g r i f f e
Es sind also neue, vom Empirismus nicht gekannte Denkaufgaben,
die beim entfalteten Idealismus von Anbeginn hervortreten, wäh-
rend sie dem erkenntnistheoretischen Idealismus zwar nicht unbe-
kannt, aber nur mittelbar zu erreichen sind. Wie das Verhältnis der
Lehrbegriffe der empiristischen und idealistischen Philosophie
eigentlich beschaffen sei, lehrt am einfachsten eine vergleichende Ge-
genüberstellung. Es ergibt sich, wenn wir uns beim Idealismus auf
die wichtigsten Stichworte beschränken, folgende Übersicht:
E m p i r i s m u s
1.
Sensualismus;
2.
Relativismus (Skeptizismus);
3.
Subjektivismus;
I d e a l i s m u s
Eingebungslehre
(oder
Apriorismus
auf Grund einer apriorischen Kate-
gorienlehre);
Wahrheitslehre,
Dogmatismus
unter
Verarbeitung des Kritizismus
1
;
Objektivismus
(ontologischer,
ferner
sittlicher, gesellschaftlicher);
1
Wie dies seitens Schellings und Hegels geschah, die auf Kant aufbauen;
und seitens Platons, der auf Sokrates und dessen Kritik der Sophisten aufbaut.