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wegnehmen mußten, so lag das in der Natur der Sache. Unsere spä-

teren geschichtlichen Darlegungen werden aber alles aufklären, was

hier unklar bleiben sollte. Andererseits wird die folgende Erklärung

der begrifflichen Formen der idealistischen Philosophie erst Licht in

viele, scheinbar unentwirrbare lehrgeschichtliche Verschlingungen

bringen.

/

1. Die L e h r e v o m Ü b e r s i n n l i c h e n o d e r

M e t a p h y s i k

a. Gotteslehre

Sie besteht aus den Gottesbeweisen und der Lehre vom Wesen

Gottes. Sie kann aber dabei nicht verharren, sondern muß bereits

auf das Verhältnis Gottes zur Welt hindeuten: und daher muß sie

die Frage der Einwohnung oder der Jenseitigkeit Gottes (Trans-

zendenz oder Immanenz) behandeln. (Von noch anderen Denkauf-

gaben, die im Gottesbegriffe enthalten sind, sei hier ganz abge-

sehen.)

Die Gotteslehre ist entweder mehr p a n t h e i s t i s c h , wenn

sie Gott schlechthin i n der Welt sieht; oder mehr d e i s t i s c h ,

wenn ihr Gott schlechthin jenseits der Welt, die dann sich selbst

überlassen wäre, ist, welche Welt wie eine aufgezogene Uhr nach ih-

ren eigenen Gesetzen abliefe. Jede dieser beiden einfachen Lösungen

ist widerspruchsvoll, da der in der Welt untergehende Gott (Pan-

theismus) kein Gott mehr, der die Welt sich selbst überlassende Gott

(Deismus) überflüssig ist. Vielmehr muß sowohl das eine wie auch

das andere Element in jeder echt idealistischen Gotteslehre enthal-

ten sein, weil sonst das Verhältnis Gottes zur Welt nicht bestimm-

bar wäre. Die grundsätzliche Lösung kann nur sein: Theismus, das

heißt ein Gott über der Welt („persönlich“, was ebensogut heißen

könnte „überpersönlich“, aber nicht unpersönlich), der aber doch

zugleich ein die Welt befassender, in ihr wirkender Gott ist (auch

Pan-Entheismus genannt).

Einen weiteren wesentlichen Punkt berührt noch die Frage, wieweit der

metaphysische Grund des menschlichen Ich mit der indischen Gleichung

„Atman = Brahman“ bezeichnet wäre, wobei „Atman“ das eigene S e l b s t ,

„Brahman“ den W e l t g r u n d oder Weltschöpfer bedeutet.