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liehen Gesellschaft inhärierende Eigenschaft, kraft deren s i e . . . mit
den übrigen Individuen in Verbindung zu treten und auch wieder
die verbundenen Individuen auseinanderzusetzen vermögen." Geld
ist (eben als Verkörperung jener „inhärierenden Eigenschaft“) die
„geselligste Sache“.
Der Geldcharakter ist persönliche und sachliche „Allgemeingültigkeit“,
„Umsetzbarkeit“, „öffentlicher Wert“. Geld, „wo es erscheint und wie es
erscheint, ob als W o r t [kaiserliches „Wort“, will sagen: Staatspapier-
geld] oder als M e t a l l , ist nur Geld, inwiefern es kein Privateigentum,
sondern inwiefern es Gemeineigentum möglichst vieler, ja aller ist.
Denn... : nur im Moment des Umsatzes oder der Zirkulation der Sub-
stanzen des Geldes sind sie wirklich Geld: und in diesem Moment sind
sie Feod“, das heißt feudales, öffentliches, nicht Privateigentum
1
. Das,
was wir sonst allein „Geld“ nennen, das Metall, hat diese Eigenschaften
der Verbindung und Auseinandersetzung bloß am vollkommensten, aber
nicht allein
2
. Das Metallgeld ist nicht der einzige, aber der vollkommenste
Ausdruck des Nationalwertes, der „Nationalkraft“. Die Wechselwirkung
von Sach- und Wortgeld, Metall und Papier, ergibt das sicherste Geld-
system. Die Ansicht, „als sei ein Staatspapier ein bloßes Substitut der
Metalle... und als sei selbiges ohne Beziehung auf die Metalle wesen-
los“ kehrt die Ordnung der Dinge um: „die Metalle sind die Repräsen-
tanten, das große Bedürfnis des Zusammenhaltens, welches schon vor
aller Teilung der Arbeit die einzelnen Organe des Menschen verbindet
... das, was die Metalle durch den Stempel... erst zum Gelde erhebt,
und was endlich bei weiterer Entwicklung des bürgerlichen Lebens durch
das Staatspapier ausgedrückt wird — ist das Prinzipale.“
3
— Wie der
Staat der lebendige, das Gesetz der juridische, so ist das Geld der öko-
nomische Ausdruck der inneren Einheit des Lebens
4
.
Adam Müller entwickelt eine L a n d w i r t s c h a f t s l e h r e ,
in der er die marktnahe, „merkantile“, intensive Bodenbebauung
von der mehr auf sich selbst angewiesenen, e x t e n s i v e n , „na-
tionalen“ Bodenbebauung unterscheidet, und hierzu noch den Gar-
tenbau als „K r a f t - L a n d b a u“ fügt. Er nimmt damit die spätere
Lehre Thünens vorweg
5
.
/
Die H a n d e l s f r e i h e i t lehnt Adam Müller ab. Sie ist erst am
Platze, wenn „der Staat in seinem Innern diejenige Bindung er-
1
Adam Müller: Versuche einer neuen Theorie des Geldes, a. a. O.,
S. 31 (Ausgabe Lieser).
2
Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst II, a. a. O., S. 351 (Aus-
gabe Baxa, Bd I).
3
Adam Müller: Versuche einer neuen Theorie des Geldes, a. a. O.,
S. 139 f. (Ausgabe Lieser).
4
Weiters über Adam Müllers Geldlehre vgl. unten S. 229 f.
5
Siehe unten S. 135 f.