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die romantischen Volkswirtschaftler gegen die liberalen ins Unrecht

setzte, war die zu weitgehende Ablehnung von Neugestaltungen

unter Metternichschem Drucke, die durch die Mißbräuche in den

Zünften, die Entartungen des Feudalwesens, die Zentralisierung des

absoluten Staates so dringend geboten waren.

Da war Gesundes und Ungesundes eng beisammen. Im Jahre 1811 ließ

Adam Müller eine Denkschrift an Hardenberg überreichen, in der er die

liberalen Hardenbergischen Reformen verwirft, dagegen die Wiederher-

stellung der Provinzialverfassung und Einberufung eines Landtages ver-

langt. Hierin fand sich Adam Müller in Übereinstimmung mit von der

M a r w i t z

1

. — Unfruchtbarer Gegner gesunder Neugestaltung war da-

gegen H a l l e r . Während aber Haller den Staat nach mißverstandener

„mittelalterlicher“ Weise in einzelne patrimoniale Abhängigkeits- und

Herrschaftsverhältnisse auflösen wollte, war bei Adam Müller die Rück-

bildung zugleich als eine Reformation gedacht, als eine „Rückkehr, die

zugleich Fortschritt ist“. „Die E l e m e n t e alles politischen Lebens ... /

sind im Mittelalter zu finden. Die V e r b i n d u n g dieser Elemente ...

war unvollkommen, weil sie mehr föderativ als organisch vollzogen...

wurde“

2

— ohne Zweifel ein Wort von hoher Weisheit! Es ist also stets

festzuhalten, daß sich das, was man nach Roscher romantische „Schule“

nennt, fast bloß in den praktischen Bestrebungen zusammenfand; denn

rein theoretisch läßt sich nur im uneigentlichen Sinne von einer Schule

sprechen. Gentz ist eine ametaphysische und schon darum unromantische

Natur, Haller nicht wahrhaft bedeutend und, wie oben gesagt, im Grunde

gleichfalls unromantisch.

2.

Die r o m a n t i s c h e S c h u l e

( V o r g ä n g e r u n d N a c h f o l g e r A d a m

M ü l l e r s )

Gibt es auch keine geschlossene romantische Schule der Volkswirt-

schaftslehre, keine Schule im strengen Sinne, so gibt es doch einen Kreis,

der teils vor, teils nach Adam Müller eng verwandte Gedanken ent-

wickelte.

An der Spitze der Vorgänger Adam Müllers ist Novalis zu nennen,

der als Hauptgründer der Romantik betrachtet werden muß, da die Brü-

der Schlegel, Tieck und andere von ihm entscheidende Einflüsse emp-

fingen. Seine geniale Schrift „Die Christenheit oder Europa“, geschrieben

1799

3

, vollzieht im Jenenser Romantikerkreise zum ersten Male die voll-

ständige politische Abkehr von der Aufklärung. In ihr wird das Mittel-

alter entdeckt, die Religion als Quell des Staatslebens gezeigt und die

1

Vgl. F r i e d r i c h L ü t g e : Friedrich August Ludwig von der Mar-

witz, Jena 1935.

2

Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst II, a. a. O., S. 307 f.

(Ausgabe Baxa, Bd I).

3

Abgedruckt bei Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spiegel deut-

scher Romantik. Die staats- und gesellschaftswissenschaftlichen Schriften

deutscher Romantiker, Jena 1924, S. 192—215 (= Die Herdflamme, Bd 8).