Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6169 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6169 / 9133 Next Page
Page Background

[11/12]

15

f u n g d e s e i n z e l n e n G e i s t e s a n e i n Ü b e r e i n -

z e l n e s , A l l g e m e i n e s , anders gesagt, d i e G l i e d h a f t i g -

k e i t d e s E i n z e l n e n . Die geistigen Inhalte der einzelnen

Menschen können dadurch, wie sich zeigen wird, in ihrer Über-

einstimmung und Allgemeingültigkeit erklärt werden. Das vermag

die atomistisch-mechanistische Auffassung grundsätzlich nicht zu

leisten. Die Lehre von der Assoziationsmechanik der Vorstellungen

führt auf den Sensualismus und dieser notwendig auf die Umwelt

hin (da ja im Sensualismus alles auf sinnliche Reize von außen geht,

womit wieder, infolge des ewigen Wechsels dieser Reize, der Rela-

tivismus gegeben ist). Auch Begriffe wie „Gestalten“, „geordneter

Denkzusammenhang“ und andere bleiben auf halbem Wege stehen.

Denn woher die Übereinstimmung dieser „Gestalten“, „Denkzu-

sammenhänge“ usw. der einzelnen subjektiven Geister, wenn diese

nicht wesenhaft an ein Übereinzelnes, Objektives gliedhaft ge-

knüpft sind? Sie kann in Wahrheit aus deren Eigenwüchsigkeit

(Autarkie) nicht erklärt werden. Nur das ganzheitliche Verfahren

erklärt das Übersubjektive der Wahrheit und Schönheit. Denn es

hat grundsätzlich einen anderen Ausgangspunkt. Es stellt das Gei-

stesleben des einzelnen Menschen nicht nur in seiner eigenen inne-

ren Gliederung dar, sondern faßt es selber wieder grundsätzlich als

G l i e d eines höheren geistigen Gesamtzusammen- / hanges auf.

Würde es sich damit begnügen, das geistige Leben des Einzelnen als

solchen darzustellen, dann würde es abermals einer Atomisierung

und Monadisierung verfallen, weil dann die Einzelnen wieder ne-

beneinander bestünden; was dann ebenso wie bei der sensualisti-

schen Seelenlehre zur n a c h t r ä g l i c h e n „Beziehung“ der

Menschen aufeinander und zu der falschen Forderung einer n a c h -

t r ä g l i c h e n „Sozialpsychologie“ führen würde. Werden aber

die subjektiven Geister von Anbeginn in ihrer Gliedhaftigkeit in

der gesellschaftlich-geschichtlichen Gemeinschaft behandelt, dann

gibt es kein atomistisches Nebeneinander von einzelnen Geistern

mehr. Dann wird gezeigt, wie sich das Ganze in den Gliedern, das

Allgemeine im Einzelnen verwirklicht und auf welche Weise die

Glieder und Einzelnen dennoch ihr Eigenleben verhältnismäßig

selbständig führen.

Mit der Wahrung des Eigenlebens und der Würde des Ich sowie

seiner arteigenen Freiheit ist hier die Anerkennung der höheren