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eine Quelle richtiger Haltung und Besinnung. Das Unaussprech-
liche der Traumempfindung, das z. B. der Eichendorffische Vers von
der Heimat in uns erweckt:
Heut’ im Traum sah ich sie wieder
Und ein solches Grüßen ging
Von den Bergen zu mir nieder,
Daß ich an zu weinen f i n g . . .
Wem wäre es unbekannt? Solche Innigkeit und Zauberhaftigkeit
des Erlebens im Traume ist schon für sich selbst ein Wert. Er stei-
gert sich aber bis zu Ahnungen und Belehrungen, wie z. B. Krim-
hilds Traum, mit dem das Nibelungenlied beginnt, zeigt. Beispiele
geträumter Gedichte und Gemälde, / geträumter Auflösungen
wissenschaftlicher Denkaufgaben sind aus der Lebensgeschichte von
Künstlern und Forschern hinlänglich bezeugt.
Die verarbeitende Leistung muß notgedrungen vom Wachbe-
wußtsein übernommen werden. Dieses muß sich dabei sehr be-
mühen, die Eingebungsgrundlagen herüberzuretten, und es gelingt
wenigstens zum Teile.
Man wendet gegen die Bannzustände als Erkenntnisquelle ein,
daß die gebannten Personen, die sogenannten Medien, meistens auf
recht niedriger Ebene sich bewegen. Das ist allerdings richtig. Das
genügt aber wohl noch nicht zur Verwerfung der ganzen Erkennt-
nisquelle. Man begeht bei Beurteilung des geistigen Wertes der
Bannzustände oft den Fehler, daß man die B e g a b u n g s h ö h e
der gebannten Personen nicht gehörig würdigt. Bei unbedeutenden
Menschen können auch die Erhöhungen ihrer Fähigkeiten keine
großen Offenbarungen bringen. Auch läßt sich, wenn sie geistig
krank sind, durch die Erhöhung ihres Zustandes die Krankheit nicht
ohne weiteres überwinden. Sind dagegen bedeutende Menschen im
Spiele, dann werden sich auch bedeutende Ergebnisse zeigen. Bei
aller nötigen Vorsicht gegenüber den sogenannten okkulten Lei-
stungen aller Art müssen wir aussprechen, daß ihr Erkenntniswert
grundsätzlich sehr hoch sein kann. Alle die großen religiösen, philo-
sophischen und künstlerischen Kulturen alter Zeiten hatten die
Bannzustände mit zu ihrer wesentlichen Voraussetzung. Dante,
Michelangelo, Shakespeare, Mozart, Schubert, Bach, Händel, Goethe,
Schiller, Novalis wären ohne Bannzustände ihres Geistes ebenso-