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E r s t e r T e i l

Die Umgliederung

(Anthropogenesis)

I.

Das Wesen der Umgliederung des Geistes

A . R ü c k n a h m e u n d N e u a u s g l i e d e r u n g ;

A c t u s p u r u s

D a i c h i n einem andern Zusammenhange das Wesen der Um-

gliederung ausführlich erörterte, hebe ich hier nur das Wesentliche

heraus und verweise auf die Begründung dorthin

1

.

Das wirkliche Bestehen der Ganzheit ist nicht Sein, sondern

Werden. Der Vorgang des Werdens vollzieht sich aber nicht so, wie

die atomistisch-materialistische Vorstellung meint, daß immer die-

selben Grundbestandteile (Atome, Korpuskeln) beharrten und nur

ein Wechsel in ihrer Verbindung einträte. In Wahrheit beruht das

Werden alles Irdischen, auch der stofflichen Natur, auf einem völlig

anderen Vorgange: auf Ausgliederung, Rücknahme und Neuaus-

gliederung.

Lassen wir die stoffliche Naturwelt beiseite und fassen nur den

Geist ins Auge, so finden wir sein Leben dadurch gekennzeichnet,

daß er:

1.

ausgliedert und rückverbindet, z. B. einen Gedanken denkt

(der als mein Gedanke meinem Ich rückverbunden ist);

2.

das Ausgegliederte zurücknimmt, z. B. diesen Gedanken spä-

ter in das Unbewußte zurücktreten läßt, ihn vergißt;

/

3.

neu ausgliedert, z. B. diesen Gedanken wieder denkt, jedoch

in mehr oder weniger veränderter Weise, da „derselbe“ Gedanke in

1

Vgl. Kategorienlehre, Jena 1924, S. 186 ff. [2. Aufl., Jena 1939, S. 197 ff.];

Geschichtsphilosophie, Jena 1932, S. 126 ff.