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Daß der Mensch unholdischer, infernalischer Eingebungen fähig
sei, ist kein bloßes Wort. Wehe ihm, wenn er nicht die / Kraft
aufbringt, sie zu meistern. Welche finsteren Mächte Shakespeare
und Mozart meistern, beweist uns die Geister- und Höllenwelt in
ihren Werken. Die Gestalten Richard III., Caliban (im Sturm), Don
Juan, ferner Bruder Medardus (in Theodor Amadeus Hoffmanns
„Elixieren des Teufels“), der böse „Kleinzaches“ (Theodor Amadeus
Hoffmanns) sagen mehr, als man aussprechen kann.
Wer in der Geistesgeschichte und Staatengeschichte zu lesen ver-
steht, weiß, welche ungeheure Rolle das Unholdentum in ihr spielt.
Deutlich tritt es als Gegner des echten Schöpfertums auf, als zer-
störerisches und zersetzendes Gegengenie (in unserer Zeit: Marx,
Freud). Das Unholdentum zeigt sich aber auch in einem fortlaufen-
den, alltäglichen Aufstande der Gewöhnlichkeit gegen das Höhere;
vor allem jedoch in einem, ebenfalls stetigen Aufstande der Unter-
welt gegen das Gesunde und Bürgerliche, in jenem nämlich, welcher
mit den Mitteln der Bosheit, Tücke, Ränkespinnerei geführt wird
(Schillers Franz Moor, Wurm in „Kabale und Liebe“).
Ein allgemeiner Zug am Menschen, der die Finsterwelt in ihm
anzeigt, ist, daß er das Große, welches größer ist als er, schwer er-
tragen kann. Dauernde Verehrung und Demut vor dem Höheren
ist eine Leistung, zu der schon edlere Geisteskräfte nötig sind, derer
daher nur der geläuterte Mensch fähig ist. Die Jungfrau von Or-
leans, die tausend Wunder wirkte, wird schließlich aufgefordert,
zu beteuern, daß sie keine Hexe sei. Lohengrin wird von Elsa, die
er rettete, nach „Nam’ und Art“ gefragt und soll sich rechtfertigen
— so wenig kann der Mensch das Große ertragen.
Nicht nur die infernalische Gegenwelt bekämpft das Große,
auch die Gewöhnlichkeit und Bosheit befindet sich gleichsam in
einem ständigen Aufstande gegen alles, was größer ist als sie.
Wenn die herkömmliche Lehre in solchen Zügen des Menschen
nur Neid und „Geltungstrieb“ sieht und in ihnen gewissermaßen
etwas durchaus Verständliches findet, so können wir ihr darin /
nicht beipflichten. Es ist die Finsterwelt, die hier auch im ein-
fachen Menschen, nicht nur im Unholdentume großen Stils, im
Gegengenie, aufbricht. Die Lebensbeschreibungen aller großen
Männer wissen davon zu erzählen. Für die Geschichtsphilosophie
liegt hier eine der düstersten Erscheinungen vor. Es ist ersichtlich,