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Elemente fehlen allerdings vom ersten Beginne an keineswegs völ-
lig. Zum Beispiel ist der Schrei des Kindes auch ein Ausdruck, also
Gestaltung, die Greifbewegungen sind immerhin schon ein Han-
deln, der Wechsel von Schrei und Stille, von Wohlbefinden und Un-
lust, von Hunger und Sättigung, ferner die sinnlichen Eindrücke
bilden die Grundlage von gegenständlicher Gewußtheit, also von
Wissen (denn sämtliche Äußerungen des Neugeborenen auf „Re-
flexe“ zurückzuführen, geht nicht an, wäre nackter Materialismus).
Sind auf solche Weise auch alle Stufen angedeutet, so geschieht die
Entfaltung der / zwischen Gezweiung und Sinnlichkeit liegenden
Stufen dennoch hauptsächlich mit Hilfe dieser beiden, weil sie die
konkretisiertesten sind. Gezweiung und Sinnlichkeit haben daher
am Anfange die führende Stellung in der Entfaltung des menschli-
chen Geistes inne.
A.
Der G a n g d e r E n t f a l t u n g k a n n
n i c h t i n g l e i c h m ä ß i g e r A u s b i l d u n g
a l l e r F ä h i g k e i t e n b e s t e h e n
Aus unserem Ergebnisse lassen sich weitere Folgerungen ziehen.
Ist nämlich durch die beherrschende Stellung von Gezweiung und
Sinnlichkeit eine Ausgangslage geschaffen, welche es erklärt, daß die
Entfaltung des Geistes nicht das Bild einer stetigen, gleichmäßigen
Entwicklung aller Stufen und Fähigkeiten zeigt, so folgt daraus,
daß sich die Gesamtentfaltung in Phasen verschiedener, wechselnder
Eigenart spalten wird. Weil zwei bestimmte Bewußtseinsstufen am
Anfange besonders hervortreten, werden sich dem Wesen der Sache
nach im Laufe der Umgliederung des Geistes besondere Z wi-
sch e n - G r ü n d u n g e n und Z w i s c h e n - E n t f a l t u n -
gen für die a n d e r e n B e w u ß t s e i n s s t u f e n einschie-
ben müssen
1
.
Es ergeben sich dann folgende Unterscheidungen, und zwar eben-
sowohl aus dem Begriffe der Sache wie aus wohlverstandener Er-
fahrung. Voran steht:
1
Darüber siehe unten S. 261 ff.