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in jenem hohen Sinne des Wortes, der durch innere Mitwissenschaft

von den seelischen Zuständen anderer und die eigene Entwicklung

tieferen geistigen Lebens angedeutet ist. Liebe für alle Wesen, Hin-

gebung ist die Kennzeichnung dieses Menschen.

Die besondere Stärke des erkennenden Bewußtseins bildet den

D e n k e r u n d G e l e h r t e n ; die besondere Stärke des gestal-

tenden Bewußtseins den K ü n s t l e r . Je nach der engeren Verbin-

dung mit anderen Sinnlichkeitsebenen und Bewußtseinsstufen wird

der Künstler als Dichter, Tonsetzer, Bildhauer, Maler usw. in Er-

scheinung treten.

Die besondere Stärke des wollenden und handelnden Be- / wußt-

seins bildet den T a t m e n s c h e n , und er besonders ist es, an den

man den Begriff des Charakters, der Sittlichkeit, des Heldentums

knüpft. Insofern mit Unrecht, als Charakterstärke nicht im Han-

deln allein, sondern auch in Glauben, Lieben, Denken und künstle-

rischem Gestalten sich zeigt. Insofern mit Recht, als durch Hand-

lungen nach außen hin der Mensch für seine Mitmenschen besonders

in Erscheinung tritt. Ähnlich verhält es sich mit der Eigenschaft der

„Tatkraft“, „Energie“, die man allein dem Tatmenschen zuspricht,

jedoch auch Glaubensstärke, Liebesstärke, Kraft des Denkens, des

künstlerischen Schaffens, jede Geistesstärke ist — Tatkraft, aber

eine andere, sogar höhere Kraft des Setzens als die Tatkraft in

äußeren Handlungen. Was endlich noch die „Sittlichkeit“ betrifft,

so verdient der im Wollen und Handeln besonders stark begabte

Mensch allerdings, den Eigenschaften dieses Handelns nach, in her-

vorragender Weise die Bezeichnung „sittlich“ oder „unsittlich“.

Aber zu vergessen ist nicht, daß auch die innere Glaubenswahrhaf-

tigkeit, Liebeswahrhaftigkeit, Denkwahrhaftigkeit und künstleri-

sche Wahrhaftigkeit oder Unwahrhaftigkeit die Bezeichnung „sitt-

lich“ oder „unsittlich“ verdient. — Die besondere Stärke der äuße-

ren S i n n l i c h k e i t zeigt ein Mensch, der die Voraussetzungen

für die Beobachtungsgabe hat (aber noch nicht diese selbst, welche

erst durch Mitwirkung höherer geistiger Kräfte in Erscheinung tre-

ten kann). Die besondere Stärke der inneren Sinnlichkeit und der

Instinkte wird meistens unter dem Zeichen einer starken Ge-

schlechtlichkeit stehen. Wir heben hier folgende Fälle hervor:

a) Verbleibt diese auf der niederen Ebene des Sinnlichen selbst,

dann entsteht hierdurch der tierische I n s t i n k t - u n d G e -