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4.

Man nimmt jetzt an, daß sich Strahlung in Materie und Materie in Strah-

lung verwandle. Da aber Strahlung stetig ist (trotz ihrer „Quantelung" ist sie

so auffaßbar), kann die Korpuskel nicht diskret sein.

Die Meinung, der neueste Atombegriff sei etwas grundsätzlich anderes als der

alte des 19. Jahrhunderts, erweist sich also in jeder Hinsicht als unhaltbar. Im

heutigen Atombegriffe liegt ebenso wie im früheren, daß das eine Atom ohne

das andere bestehe und, mit seinen eigenen Eigenschaften ausgestattet, nach-

träglich auf andere Atome wirke. Die alte wie die neue Atomlehre sagt also,

um es zu wiederholen, gleichermaßen:

1.

Die Atome sind zuerst da und treten nachher zueinander in Beziehung:

das schließt noch in sich:

2.

den Begriff des Raumes an sich, in den die Atome hineinkommen,

n a c h d e m der Raum ohne sie schon da war. Allerdings wäre (widersprechen-

derweise) dieser Raum an sich, der also seinem Begriffe nach nur ein leerer

Raum sein kann, nach neuer Lehre nicht leer, sondern zugleich doch auch

noch mit den Feldern erfüllt, also zugleich ein Eigenschaftskontinuum.

Jede atomistische Physik ist Verfallsphysik. Die Materie aus

Atomen erklären, heißt soviel wie die Armut aus der pauvreté

herleiten! Soll die Materie erklärt werden, dann muß man auf

andere, nicht selbst materielle Erscheinungen zurückgehen, nicht

aber wieder auf Materie.

Das wahre Bild der Natur ist viel größer, herrlicher, ge-

heimnisvoller, als die Atomistik zuläßt.

Die Atomistik erklärt die Natur nicht, sie hebt ihre Grund-

lage auf: sie beraubt die Natur alles Schöpferischen und ver-

neint die Gegenseitigkeit der Teile im Sein und Wirken. Denn

ein Atom / braucht das andere nicht zum Dasein. Nichts in der

Welt, auch nicht die stoffliche Natur, kann jedoch in Wahrheit

aus vorher gegebenen, selbständigen Teilchen zusammenge-

stückelt sein. Jedes Mosaik ist Scheinwirklichkeit. Die Natur ist

aber keine scheinbare, sondern wahrhaftige und lebendige Wirk-

lichkeit.

IV. Mechanismus und Ursächlichkeit

Die ausschließlich mengenhafte Darstellung der Natur

Der Atombegriff vollendet und prägt die mechanistische

Physik, in ihm ist die ursächlich-mechanische Auffassung der

Natur zu Ende gedacht. Man kann es nicht eindringlich genug

betonen, daß die Ursächlichkeit ihn fordert, er aber ebenso die

Ursächlichkeit. Denn sind die Atome die erste Wirklichkeit,

dann ist alles Geschehen Ergebnis, „Resultante“; ist aber alles

in der Natur nur „Resultante“, dann folgt daraus die mecha-