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nische Artung alles Naturgeschehens und endlich dessen ein-
deutige, blind-notwendige Bestimmtheit, kurz gesagt, die mecha-
nische Ursächlichkeit. Das Ursächliche, Mechanische und Ato-
mistische hängen also eng miteinander zusammen. Wo Mecha-
nismus, dort ist eindeutige Ursächlichkeit, wo Ursächlichkeit,
dort ist Mechanismus. Man kann das Mechanische auch dahin be-
stimmen: daß es das Nichtsinnvolle, das Sinnfreie sei; anderer-
seits auch als jenes Geschehen, welches von unten hinauf be-
stimmt werde, von den letzten Bausteinen oder Ur-Teilchen der
Materie her, weil es nämlich „Resultante“ ist.
Daraus folgt auch das Mengenhafte. Werden die Naturerschei-
nungen als nicht sinnvoll behandelt, dann können sie nur äußer-
lich-mengenhaft dargestellt werden. Sagt man z. B., in der
Bewegung „suchen die Körper ihren Ort“ (Aristoteles), so kommt
man auf sinnvolle Zusammenhänge; sagt man, sie fallen in
gleichförmig beschleunigter Bewegung (indem man von jedem
Sinngehalte des Vorganges dabei absieht), so hat man den Vor- /
gang nach m e n g e n h a f t e n M e r k z e i c h e n dargestellt.
Daraus begreift man: daß die mechanistische Physik nur soweit
Wissenschaft sei, als sie ihre Gegenstände mathematisch dar-
zustellen vermag.
Das Atomistische, Mechanistische, Ursächliche und Mengen-
hafte haben wir damit von allen Seiten als zusammengehörig
erkannt. Die mechanistische Physik ist entweder mathematisch,
oder sie ist nicht. Ist sie aber mathematisch, dann muß sie auch
mechanistisch und ursächlich sein
1
.
Daraus ist zu erkennen, was man von der Ansicht zu halten habe, die neueste
Physik kenne keine eindeutige geschlossene Naturursächlichkeit mehr. Bei ihr gebe
es die Ursächlichkeit nur im statistischen Sinne, also im Sinne der Wahrschein-
lichkeit. Uns scheint diese Behauptung wenig durchdacht. Denn Wahrscheinlich-
keit und statistischer Durchschnittswert sind Begriffe, welche auf eindeutige
ursächliche Bestimmtheit der Vorgänge zurückführen. O h n e e i n d e u t i g e
u r s ä c h l i c h e B e s t i m m t h e i t h a t d e r B e g r i f f d e r W a h r -
s c h e i n l i c h k e i t u n d d e s s t a t i s t i s c h e n D u r c h s c h n i t t e s k e i -
n e n S i n n . Wahrscheinlichkeit und Statistik bedeuten nur, daß man in
jedem einzelnen Falle die ursächliche Bedingtheit zwar nicht genau kenne, aber
bei größerer Anzahl einen Ausgleich annehme und auf diese Weise wieder zur
i
i Selbstverständlich ist unter „ m e c h a n i s t i s c h ” in diesem grundsätzlichen
Sinne nicht nur die mechanische Bewegung, sondern auch Elektrizität und
Magnetismus mit inbegriffen. „Mechanik” im engeren Sinne ist lediglich ein
Kunstausdruck innerhalb der Physik selbst zur Unterscheidung der Bcwcgungs-
erscheinungcn von den elektromagnetischen und anderen Erscheinungen.