[129/130]
117
tersuchungen in folgendem Sinne bejaht werden: Insoferne der
Raum nicht ein bloßes Außereinander ist, sondern auch — und
zwar in Stetigkeit und Gestalt — Einheit, Uberräumliches in
sich hat, i n s o f e r n e s i n d d i e r ä u m l i c h e n N a t u r -
t e i l e a u c h g e g e n s e i t i g , und insoferne Gegenseitigkeit
ist, muß auch etwas von Einheit, also Unmittelbarkeit sein. Denn
da das Uberräumliche kein Außereinander sein kann, liegt in
ihm notwendig: Einheit der Teile, also unmittelbare Verbunden-
heit. Zwar, die Natur denkt und fühlt nicht, sondern ver-
räumlicht sich; aber sie geht damit noch nicht in eine Vielheit,
ein Nebeneinander schlechthin auseinander; sie bewahrt viel-
mehr doch noch eine überräumliche Einheit. Nur d i e s e
ü b e r r ä u m l i c h e E i n h e i t i s t e s , w e l c h e
E i n f l u ß ,
W i r k u n g d e r N a t u r t e i l e a u f e i n a n d e r , Z u -
s a m m e n h a n g i n d e r N a t u r ü b e r h a u p t e r m ö g -
l i c h t . Ohne sie könnte nur Gleichgültigkeit, Reaktionslosig-
keit im Außereinander der Naturteile herrschen.
Diese innere Einheit, Unmittelbarkeit, Überräumlichkeit in
der Natur können wir nicht hoch genug veranschlagen. Die
Natur denkt nicht, sondern sie ist im Aneinanderwerden ihrer
Teile versunken, so daß sie eben nicht zur Selbstobjektivierung,
dem Denken, kommt. Sie jagt gleichsam diesem Aneinander-
werden und der Innerlichkeit, Einheit, die darin liegt, nach, sie
ist darin befangen. Bildlich kann man behaupten, daß sie sich
darin selbst / genieße. Die Selbstentfaltung der Natur im Aus-
einandertreten wird bis zum äußersten Ende, bis zu dem Sich-
losreißen in das räumliche Nebeneinander getrieben, aber das
Band überräumlicher Einheit wird nicht zerrissen, sondern viel-
mehr im Entfalten des Nebeneinander erst offenbar, erst ak-
tuiert.
Von dieser Seite her gesehen, darf man kühnlich sagen: Wem
das Denken genommen ist, dem bleibt dann noch die Werde-
Lust, Bildekraft — und das ist die Natur.
Soll der Vergleich von Geist und Natur über diese grund-
sätzlichen Ergebnisse hinaus weiter verfolgt werden, so bedarf
es eindringlicher Betrachtung und Zergliederung der einzelnen
Wesenszüge der Natur selbst, zu der wir nun übergehen.
9 Spann, 15