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Tat der Vereinheitlichung ist, wie schon angedeutet, nichts
Neues für unser Bild vom Wesen des Stoffes. Stoff ist ja Ver-
räumlichung, ist Tätigkeit, und zwar in räumlicher Hinsicht:
trennende Ausbreitsamkeit nicht nur, sondern auch Rückbezüg-
lichkeit. Die Rückbezüglichkeit in einer bestimmten Erschei-
nungsform, nämlich den getrennten Teilen der schon ausge-
breiteten Räumlichkeit einen Einheitsbezug zu geben, ist Wärme.
Soferne dieser Einheitsbezug innerhalb eines bestimmten
Stoffes geschieht (also n i c h t nach Art der Gezweiung zwischen
mehreren wie beim Chemismus), kommen wir auch dem Rätsel
näher, warum die Wärme einerseits zur Räumlichkeit des Stof-
fes eine enge Beziehung hat, andrerseits die Gestalt gefährdet:
Wärme ist eine Tätigkeitsweise durchaus a l l g e m e i n e n
Charakters, Wärme gefährdet i n d i v i d u e l l e Gestalt, nicht
Gestalt überhaupt. Wie ja auch auf geistigem Gebiete die H i n -
g a b e das Individuelle abschwächt und gleichsam ausdehnt.
Nun verstehen wir auch die für Instinkt, Gefühl und Sprache
gleich unvermeidliche Notwendigkeit einer Entsprechung von
Wärme und H i n g a b e , Wärme und L i e b e .
Von da aus dünkt uns nun ferner der enge Zusammenhang,
welcher zwischen Wärme und Chemismus besteht, verständlich.
Der Chemismus erwies sich uns als der Inbegriff aller Eigen-
tätigkeiten eines Stoffes auf Grund eines bestimmten Mitein-
anders mit anderen Stoffen. Die Wärme muß als Einheitsbezug
des Getrennten das Insichselbstsein der Stoffteile / überwinden
helfen; und dadurch ferner: auch ihr Miteinandersein mit ande-
ren Stoffen (die Wahlanziehungen, „chemischen Reaktionen“)
fördern. — Einzelnes läßt sich da freilich nicht ableiten. Glück-
lich, wenn wir nur einen allgemeinsten Standort gewonnen
haben.
Ziehen wir in Betracht, daß Einheitsbezug und Hingabe,
Liebe in einer Fernentsprechung stehen, so käme es uns ver-
ständlich vor: daß die reichere Liebe zur ärmeren Liebe kommt,
nicht aber umgekehrt, wie auch die Wärme nur vom wärmeren
Gegenstande zum kälteren fließt. Für die Nichtumkehrbarkeit
dieses bestimmten Naturvorganges (Zweiter Hauptsatz der
Wärmetheorie) wäre hier die Möglichkeit eines Verständnisses
erschlossen.