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des Lichtes, als ausgemacht und unantastbar galt, tritt nun die
Annahme korpuskularer Natur (sogenannter Photone) hinzu.
Auch dem Elektromagnetismus gegenüber (samt den ver-
wandten Strahlungen) erinnern wir an unseren Begriff der Stoff-
lichkeit, daß nämlich ihr Bestand auf einer innerlichen Tat
beruhe. Da das heute als elektromagnetisch angesehene Licht
stets mit Wärme zusammen auftritt, liegt eine Verwandtschaft
jener Innerlichkeit und Tat, die in der Wärme vorliegt, mit
jener, die im Elektromagnetismus vorliegt, nahe. Allerdings
scheint dem die Hemmung, welche die elektrische Leitungs-
fähigkeit durch Erhitzung der Körper erleidet, wieder irgendwie
entgegenzustehen. Einen Fingerzeig für den Unterschied von
Wärme und Elektromagnetismus scheint uns vor allem die
bekannte P o l a r i t ä t der Elektrizität (positiv und negativ)
zu geben. Diese Polarität tritt entschiedener und schärfer hervor
als jene, die wir in der Wärme fanden
1
. Sie / deutet zuerst auf
eine Gliederung in sich selbst, welche die stofflichen Dinge
durch Elektromagnetismus erfahren. Aber das Ungeschlossene,
Offene dieser polar gegliederten Gegensätze deutet ferner eine
Erregung, eine Erhöhung an, gleichsam eine Ekstase des Ver-
einigungswillens; wie denn auch im Blitze das Gewaltsame der
Vereinigung der gegensätzlichen Pole deutlich zur Erscheinung
kommt.
Diese Gliederung und Erhöhung scheint uns nichts Geringeres
als eine V o l l e n d u n g d e r S t o f f l i c h k e i t u n d
D i n g l i c h k e i t anzudeuten. (Inwieweit im besonderen das
L i c h t als Vollendung von Räumlichkeit und Gestalt zu betrachten
ist, darüber später.)
Wir brechen hier unsere Betrachtung ab, da wir keinen sicheren Boden
mehr unter den Füßen fühlen. Doch sei es erlaubt, noch folgende Andeutungen
hinzuzufügen. Bedenkt man zu dem Gesagten noch, daß der sogenannte tierische
oder Lebensmagnetismus (Hypnotismus) dem mineralischen innig verwandt
ist
2
, der Lebensmagnetismus aber einen unmittelbaren „Rapport” zwischen dem
Magnetiseur und der Somnambule herstellt; dann darf man vielleicht die An-
deutung wagen: die Vollendung und Erhöhung der Stofflichkeit, die wir in
der Elektrizität sehen, sei ebenfalls auf eine Verunmittelbarung des Verhält-
nisses der stofflichen Dinge zueinander zu deuten. Die enge Beziehung, die
zwischen Elektrizität und Chemismus (namentlich im lebenden Organismus)
1
Siehe oben S. 167.
2
Vgl. darüber z. B. Carl Gustav Carus: Über Lebensmagnetismus, 1857, Neu-
druck Basel 1925, S. 9ff., S. 69ff., 79ff., 123 und öfter.