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Die Weltseele leuchtet und sieht. Darum breitet sie sich in
unerschöpflicher Raum- und Gestaltenfülle aus. Licht ist für die
Weltseele das Bindeglied vom immateriellen, vorräumlichen zum
verräumlichten Sein; Licht ist gleichsam das Geistige des Rau-
mes, das, worin sich das Höchste des Raumes, die Gestalt, noch
überhöht, weil sie ihr eigenes Raum-Sein sinnlich empfindet,
im Sehen.
Wem diese Sätze überschwenglich Vorkommen, wer dagegen
auf die mechanistisch-elektromagnetische Natur des Lichtes hin-
weisen möchte, der sei umgekehrt daran erinnert, daß bisher noch
keine physikalische Theorie des Lichtes standzuhalten ver-
mochte. Überblickt man die wesentlichsten der bisherigen Theo-
rien, so findet man folgende:
1.
Die Newtonsche Emissionstheorie, der zufolge der leuch-
tende Körper ein Fluidum aussendet.
2.
Die Huyghenssche Undulationstheorie, nach welcher das
Licht auf einer wellenförmigen Bewegung des Äthers beruhen
soll, der zwischen den Körperatomen schwingt. Damit werden
zwei Materien, der Äther und die stofflichen Atome, ange-
nommen.
3.
Die elektromagnetische Lichttheorie von Maxwell und
Hertz, welche das Licht auf Faradayischer Grundlage als elektro-
magnetische Zustandsänderung erklärt, und zwar als eine solche,
die an der Materie selbst periodisch, wellenförmig, sich voll-
zieht. Die Materie, zu welcher dann der Weltäther zählt, wird
hier als Träger des elektromagnetischen Feldes angesehen. Da-
gegen spricht bekanntlich der Fizeausche Versuch, wonach das
Licht von der Materie nicht mitgenommen werde, wie etwa der
Schall vom Winde. — Die noch kürzlich als höchster Triumph
der mathematischen Physik betrachtete Maxwell-Hertzsche
Theorie wird neuerdings
/
4.
durch eine Emissionstheorie, die von der Quantenmechanik
ausgeht, abgelöst. Darnach sollen Elektronenphotone „gequan-
telt“ vom Atomverbande ausgesendet werden. Diese Theorie
wird aber zugleich mit der Schwingungstheorie der Maxwell-
schen Gleichungen verbunden. Denn sie kann eingestandener-
maßen nicht alle Erscheinungen (Interferenzen und so fort) er-
klären und ist, ebenso eingestandenermaßen, auch begrifflich