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Die physikalischen Fragen des Lichtes sind, so betrachtet,

grundsätzlich Fragen des Raumgefüges und der Beschaffenheiten

der Dinge im Raumgefüge. Das Licht, das von besonderen

Strahlungsquellen, z. B. Flammen, ausgeht, ist dann nur als

S t e i g e r u n g u n d H ä u f u n g , nicht als etwas absolut

Neues aufzufassen (Steigerung = Ekstase).

Da im Begriffe des Raumes auch der Begriff der G e s t a l t

liegt, die ideell unstetig ist, so wäre von hier aus möglicherweise

auch ein Weg zur Erscheinung des Elementarquantums (Planck)

zu finden, und zwar ohne in das atomistische Denken zu ver-

fallen.

Die Physik des Lichtes, das heißt die Lehre vom Äußeren des

Lichtes wird aber nie an das Letzte heranführen. Denn Licht ist

das Anzeichen der Innerlichkeitsseite, Empfindungsseite der

Räumlichkeit. Die Weltseele leuchtet, weil sie sieht. Die Natur

breitet ihre Gestalten im Raume aus, befaßt sie rückverbindend

in sich, und dieser Befassung des Ausgebreiteten entspricht das

Sehen. Die objektive Seite des Sehens ist das Licht. Was sehen

will, muß selbst leuchten, wie ja, sogar nach Helmholtz, auch das

Menschenauge ein Eigenlicht entfaltet, „sonnenhaft“ ist.

/

Unsere Auffassung öffnet auch wieder einen Weg zur a l t a r i s c h e n

L i c h t - u n d F e u e r l e h r e . Die mystische Lichterfahrung der Alten drängt

sie dazu, ein U r l i c h t als Vorweltliches (Vorräumliches) anzunehmen, das

sowohl dem Leben zugrunde liegt — das Lebenslicht — wie auch in allen stoff-

lichen Dingen verborgen wohnt. Sonne, Mond und Sterne galten als die Himmels-

tore, durch welche das Licht in die irdische Welt hereinströmt

1

.

Auch heute noch kann sich der neuzeitliche Mensch der Wirkung dieser

Lehren nicht ganz verschließen. Und in Wahrheit! Begreift man das Licht als

die Vollendung der stofflichen Welt in ihrer Räumlichkeit, dann kann man mit

Recht sagen, daß Licht die V o r s t u f e jedes stofflichen Zustandes bilde, in

diesem Sinne auch verborgen in allen Dingen enthalten, daher überall das

S c h ö p f e r i s c h e der Natur sei. Und gerade das lehrt die uralte, auf mystische

innere Erfahrung aufgebaute Weisheit.

III. Zeitfolge, Ton, Hören

Dem Raume geht die Zeit vor. Zeit ist vor Raum. Darum ist

auch Zeitgestalt vor Raumgestalt. So ergab es sich früher.

Demgemäß ist die Zeitgestalt oder Rhythmik etwas grund-

sätzlich anderes als die Raumgestalt. Die Zeitgestalt ist selbst

1

1

Vgl. Johannes H e r t e l : Die arische Feuerlehre, Teil 1, Leipzig 1923. S. 12ff.,

26 ff. und öfter.