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scheint uns nicht mehr in gleich grundsätzlicher Weise beant-

wortbar wie für Klang und Licht. Denn bei Zeit und Raum /

handelt es sich um durchaus grundlegende Eigenschaften der

Natur, daher ist die grundsätzliche Bezugnahme auf die Empfin-

dungswelt noch möglich und dem menschlichen Geiste noch er-

schwinglich. Anders steht es bei den anderen Natureigenschaften.

Sie können sich mit der grundlegenden Stellung von Raum

und Zeit nicht vergleichen. Ebenso haben die anderen Sinnes-

empfindungen eine geringere Stellung in der Empfindungs-

welt. Gehör und Gesicht sind die höheren, die geistigen Sinne.

Alle anderen Sinne sind subjektiver, sie hängen zu sehr mit der

Leiblichkeit des Menschen und deren Bezogenheit auf die orga-

nische und anorganische Umwelt zusammen, um gleich objektiv

sein zu können. Das zeigt auch die Stellung der Sinnesempfin-

dungen in der Kunst an. Es gibt Tonkunst und Raumgestalten-

kunst (Malerei, Bildhauerei, Baukunst, Tanzkunst), aber keine

Kunst, die sich aus Tastempfindungen zusammensetzte; noch

eine, die sich aus Wärme- und Kälteempfindungen oder Ge-

schmack- und Geruchempfindungen zusammensetzte. Solche

Künste sind höchstens in Ansätzen denkbar.

Aus den niederen Sinnen, die mit der Leiblichkeit in engem

Zusammenhange stehen, hoben wir früher die Kraftempfindung

heraus. Allein die Kraft tritt nicht als arteigene Erscheinung

hervor, sie ist in der Natur selbst verborgen, hauptsächlich als

tätiges Verräumlichungsvermögen, als Setzen schlechthin, und

tut sich uns nur durch ihre Äußerungen, namentlich die Bewe-

gung, kund (welcher wieder die Verräumlichungsänderungen

zugrunde liegen).

Die Inder haben mit gutem Rechte dem T a s t s i n n e d i e

E r d e , das ist das Feste, dem G e s c h m a c k s i n n e d a s

W a s s e r , das ist das Flüssige, zugeordnet. Jedoch ist damit

nicht mehr als ein allgemeines Sinnbild gegeben. Auch ist unseres

Erachtens bei Geschmack und Geruch der subjektive Bezug zu

den besonderen leiblichen Erfordernissen und Bedürfnissen des

Menschen vorherrschend.

/

Sollen wir aus den niederen Sinnen noch einen herausheben,

dann wäre es der W ä r m e s i n n . Der Tastsinn deutet auf die

Stofflichkeit überhaupt, daher vornehmlich auf das Feste, der

Wärmesinn dagegen hat einen tieferen Bezug, wie ja auch die