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kann unseres Erachtens nur das ganzheitliche sein, allerdings

mit jenen Einschränkungen, die sich aus dem Vermittelten der

räumlichen Natur ergeben.

Das ganzheitliche Verfahren führt auf die innere Selbstsetzung

der vorräumlichen Gründe der Natur zurück, auf ihre vor-

räumlichen Anfänge. Die Natur kennt Selbstsetzung, kennt An-

fänge in sich, kennt

αρχή τής κινήσεως

.

Wenn die mathematische Behandlung auch weiterhin prak-

tisch im Vordergrunde der Physik wird stehen müssen, so braucht

sie darum nicht allein das Verfahren zu bestimmen, nicht grund-

sätzlich herrschend zu sein.

Unseren Nachweis ganzheitlicher Züge in der Natur dürfen

wir als einen Anfang zur Begründung eines neuen Verfahrens

ansehen. Aus diesem Nachweise geht auch hervor, daß die mathe-

matische Eindeutigkeit der Naturvorgänge zwei Grenzen hat:

nach unten und nach oben. Nach unten: Chaos, Unbestimmtheit,

nämlich in Form reiner, unbestimmbarer Stetigkeit, das Apeiron

(aus Setzungsschwäche und Zwiespalt

1

); nach oben: Freiheit,

Setzungskraft, Ausgliederungstat. Die Natur beruht auf Ver-

räumlichungstat, auf inneren Anfängen. Wo Tat ist, ist Frei-

heit, wo Freiheit, keine absolute Eindeutigkeit.

Durch den Begriff der Verräumlichung eines Vorräumlichen,

der uns bei allen naturphilosophischen Fragen als Schlüssel-

begriff diente, wird auch der S c h ö p f u n g s g e d a n k e in

die Naturbetrachtung wieder eingeführt. Die mechanistische

Naturforschung, indem sie nur Größen auf Größen zurückführt,

kennt / grundsätzlich keinen Anfang. Sie verneint damit not-

wendig die Schöpfung. Denn wo nur Verwandlungen sind, sei es

von Atomanhäufungen, sei es von Energien, dort ist schlechter-

dings für Schöpfung, für neue Anfänge kein Platz.

Anders, wenn man von dem Begriffe der Verräumlichung

eines Vorräumlichen ausgeht. Die Erhaltungssätze und die

Zurückverfolgung der Größen durch alle Verwandlungen hin-

durch können dabei als Unterstellung des Verfahrens — eben

des Verfahrens rein mathematischer Betrachtung — sehr wohl

bestehen bleiben. Und doch bietet sich ein grundsätzlich andrer

Anblick der Natur dar: Das Vorräumliche bricht immer wieder

1

Siehe oben S. 82f. und 226ff.