[278/279]
247
in die Erscheinungswelt herein, es sind immer n e u e Anfänge,
sogar wenn die Erscheinungen nach den Erhaltungssätzen for-
mell darstellbar sind. Es sind Setzungen, T a t e n , welche uns
in der Natur begegnen. S c h ö p f e r t u m i s t i n d e r N a t u r
s t e t s a m W e r k e . Mag sie nun in der Beständigkeit ihrer
Taten so weit gehen, daß Erhaltungssätze mit Erfolg unterstellt
werden können, oder mag sie es zuweilen anders halten, das
Schöpferische, Neue, Stets-wieder-einen-Anfang-Machende ist
da und gewährt uns den Anblick der Natur als eines großen, ge-
waltigen Werkes jenseitiger Mächte.
Wer vom Sternenhimmel hingerissen wird, braucht sich nun
nicht anders zu verhalten als der Physiker im Versuchsraume.
Auch der Physiker fühlt das Geheimnisvolle der Erscheinung,
die er dem Tatendrange der Natur ablockt. Sein Verfahren ver-
stößt nicht mehr gegen das Innewerden eines Jenseitigen, auch
wenn dieses sich ihm zuletzt nach Maß und Zahl darstellt.
II. Wo ist Rücknahme in der Natur?
Hingabe ist die Wonne und Erhöhung des Geschöpfes, ist
Rückgängigmachung der Trennung und eine Einkehr in den
Schöpfer.
/
Dies gilt im höchsten Sinne von der geistigen Welt. Die Hin-
gabe liegt hier schon in der Gezweiung (Gemeinschaft). Sollte
es in der stofflichen Welt ganz und gar nicht gelten, sollte es
nicht eine Entsprechung dazu geben?
Auch in der stofflichen Welt muß alles Sein unaufhörlich
gesetzt und in einem Akte, der der Hingabe zu vergleichen ist,
zurückgenommen werden. Darum ist auch in der stofflichen
Natur alles Sein in stetem Flusse — durch Hingabe und Neu-
werden, durch Rücknahme und Neusetzung, Neuausgliederung.
(So offensichtlich in den chemischen Vorgängen.) Es gibt nur
unterbrochenes Sein, nur interruptes Sein, kein fertiges. Fertiges
Sein wäre totes Sein, gesetztes und zurückgenommenes ist frisch
und jung.
Daß die Natur eine Tat, eine Tat der Verräumlichung von
Eigenschaften ist, läßt uns auch in ihrem Bereiche den Begriff
der Rücknahme verständlich erscheinen. Denn Verräumlichung
ist Setzen, dem Setzen folgt Rücknahme (Enträumlichung) auf
dem Fuße, worauf abermals Setzung folgt und so fort.