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Im ganzen kann man das Johannesevangelium als mehr esoterisch,
die drei anderen als mehr exoterisch bezeichnen, ein Satz, der frei-
lich erst erläutert sein will. (Es fehlt in allen Evangelien nicht an
Esoterischem.) Doch ermesse man daran, welche Zukunft dem Jo-
hannesevangelium noch bevorstehe.
Z u s a t z ü b e r M y s t e r i e n u n d E i g e n n a m e n
An dieser Stelle sei noch eine Einschaltung über eine bestimmte exoterische
Auswirkung der Mysterien erlaubt.
Daß auch bei den alten Germanen Mysterien und Einweihungen bestanden, ist
meines Erachtens unter anderem allein schon durch die häufigen T i e r n a m e n
bewiesen, die sich als Eigennamen bis jetzt erhielten und n i c h t t o t e m i -
s t i s c h zu deuten sind, wie man heute meint. Aus den iranisch-persischen
Mithras-Mysterien sind nämlich M y s t e n g r a d e bekannt, die nach Tieren be-
nannt wurden, so „Löwe“, „Rabe“, „Falke“ und „Adler“. Dem entsprechen auch
bei uns dieselben Eigennamen wie außerdem: Wolf, Stier, Bär, Bock, Vogel, Fink,
Hahn, Hase, Krebs, Fuchs, Wurm und andere. Das waren ebenfalls heilige Grade,
wie uns überdies die bis heute erhaltenen F a s c h i n g s v e r l a r v u n g e n er-
kennen lassen.
Die Belege hierfür entnehme ich H o p f n e r s Artikel „Mysterien“ (orien-
talisch-hellenistisch) in Paulys Realenzyklopädie
1
. Hopfner führt folgende lehr-
reiche Stelle bei Celsus
2
an: „Nach Platon
3
gibt es für die Seelen einen Weg zur
Erde (hinab) und von der Erde (wieder hinauf), und dieser Weg geht durch die
Planeten (Sphären). Das deutet auch die Lehre der Perser und die Weihe des
Mithras an ... Denn dort gibt es ein Symbol der beiden (einander entgegenge-
setzten) Bewegungen am Himmel und des Durchgangs der Seele durch sie. Das
Symbol aber ist folgendes: Ein siebentoriger Anstieg... und darüber ein achtes
Tor: das erste Tor ist aus Blei, das zweite aus Zinn, das dritte aus Tonerde, das
vierte aus Eisen, das fünfte aus Mischmetall, das sechste aus Silber, das siebente
aus Gold. Und dabei weisen sie das erste Tor dem Kronos (Saturn), das zweite
der Aphrodite (Venus), das dritte dem Zeus (Jupiter), das vierte dem Hermes
(Merkur), das fünfte dem Ares (Mars), das sechste dem Mond und das goldene
Tor dem Helios (Sol) zu . . . Im zweiten Teil dieser Stelle sind dann die Charak-
tereigenschaften .. . angegeben, die die zur Erde (und zur Geburt auf ihr in zu-
nächst tierischen und dann menschlichen Leibern) herabsteigende Seele von je-
dem Planeten erhalten sollte . . . , worin offenbar die Gemeinschaft der Menschen
mit den Tieren bestand, die man in den Mysterien des Mithras durch die Tiere,
das heißt durch die tierischen Mystengrade, rätselnd darzulegen pflegte... Und /
daß die Verkörperung der (präexistenten) Seele (zunächst) in Tieren erfolgte,
zeigte der Brauch an, daß der zum „Löwen“ (offenbar zum höchsten „Tiergrad“)
Geweihte. .. sich alle möglichen Tiergestalten umlegte.“ . . . Das kann doch nur,
sagt Hopfner, folgendes bedeuten: „Die aus der überhimmlischen Region zur
Geburt auf der Erde herabsteigende Seele mußte auf dieser zunächst infolge der
1
Paulys Realenzyklopädie, Bd 16, Stuttgart 1935.
2
Orig. c. Celsus VI, 21 K.
3
Phaidros 248 C—E; Timaios 41 Df.