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Wieweit bestimmte Ereignisse als äußere Offenbarungen zu / be-
trachten seien, läßt sich aus diesem Grund nicht allgemein entschei-
den. Hierfür ist zuerst die analytische Untersuchung innerer Tat-
sachen und der sie begleitenden Geisteszustände nötig. Krankhafte
Einbildungen und Gesichte, trüber Aberglaube und freie Willkür
des Menschen sind weder innere noch äußere Offenbarungen.
VI.
Der Gang der Offenbarungen
Der Gang der religiösen Offenbarungen in der Geschichte der
Menschheit ist ein Geheimnis, das niemand zu ergründen vermag.
Eine einfache evolutionistische Erklärung würde jedenfalls die
Wahrheit verfehlen
1
. Die von Schelling in seiner „Philosophie der
Mythologie und Offenbarung“ erstrebte Erklärung, welche die
Gründe für den Gang, die Abfolge der Offenbarungen in die trans-
zendente Ebene verlegt, zielt wohl ins Schwarze, ist aber dem
menschlichen Geist zu leisten nicht möglich. Die Dialektik Hegels
sodann konstruiert die Religionsgeschichte gar gewaltsam und
kommt im Ergebnis überdies praktisch dem Evolutionismus nahe.
Befragen wir aber einmal den geschichtlichen Tatbestand ganz
unbefangen, so läßt uns jene, allerdings nur kurze Zeitspanne re-
ligiöser Stiftungen, welche wir im Licht der Geschichte überblicken
können, deutlich eine bestimmte Richtung des Ganges der Dinge
erkennen: es ist die R e i n i g u n g d e r R e l i g i o n e n v o m
D ä m o n e n t u m u n d d e r V i e l g ö t t e r e i , s o w i e d a s
H i n d r ä n g e n z u m M o n o t h e i s m u s (und zwar abgesehen
vom Christentum selbst).
Das beobachten wir in der wohl ältesten Religionsstiftung, von
welcher die Geschichte berichtet, jener E c h n a t o n s (Amenophis
IV). Sie fällt in das 14. Jahrhundert v. Chr. Es folgt die gewaltige
Stiftung Z a r a t h u s t r a s
2
, die mit beispielloser Kraft sämtliche
polytheistischen Dienste der alten Arier für dämonisch erklärt, dem
Bösen zurechnet und dabei einen fast reinen Monotheismus erreicht.
(Denn der böse Ahriman darf nicht als eigenes Urprinzip, er muß
als abgeleitetes Prinzip betrachtet werden; und die Amesha Spentas
1
Worüber wir uns in einem späteren Zusammenhange noch auszusprechen
haben, siehe S. 343 ff.
2
Von Eduard Meyer vor 1100 v. Chr. angesetzt, siehe oben S. 78.