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die Anteilnahme am göttlichen Leben, schon hier verweisen können.
Hiermit gelangen wir zu einer Ansicht der Religionsgeschichte,
die uns von tausend Irrtümern befreit: N i c h t d e r i n n e r s t e
K e r n d e r h ö h e r e n R e l i g i o n e n , i h r e H ü l l e n u n d
A n h ä n g e s i n d e s , w e l c h e j e n e g r o ß e n V e r s c h i e -
d e n h e i t e n z e i g e n , d i e s i e i n d e r G e s c h i c h t e
t r e n n e n und vornehmlich ihre Wertunterschiede begründen.
So lichtet sich das düsterste Dunkel der Religionsgeschichte!
B. Die m a g i s c h e S c h i c h t e
Stellen wir nun den mystisch bestimmten Religionsschichten die
vorwiegend magisch bestimmten gegenüber, so finden wir in der
Geschichte viele solche. Wir heben daraus hervor: die s u m e -
r i s c h - b a b y l o n i s c h e Religion, die ä g y p t i s c h e Reli-
gion in ihren exoterischen Schichten, das heißt soweit nicht mystische
Geheimlehrer ihren Hintergrund bildeten, alle ü b r i g e n p o l y -
t h e i s t i s c h e n R e l i g i o n e n , also auch der Germanen, Grie-
chen, Römer, Chinesen, Inder, soweit sie nicht eine mystische Rich-
tung einhielten, die Religionen der m o n g o l i s c h e n V ö l k e r ,
besonders Sibiriens (Schamanentum), endlich die R e l i g i o n e n
d e r N a t u r v ö l k e r , soweit wir von dem mystischen Kern,
der noch in den Initiationsmysterien lebt, absehen.
Diese Religionen sind es vor allem, welche der Religionsgeschichte
die größten Rätsel aufgeben. Sie sind es, welche die größte Vielfalt
aufweisen, zum Teil bis zum Fetisch, Dämonen- und Tierdienst her-
absanken, sowie auch sonst den grausamsten und blutigsten Opfer-
bräuchen verfallen konnten. Statt tausend Beispielen, die wir anfüh-
ren könnten, erinnern wir nur an das früher mitgeteilte, von Pro-
fessor Friedrich Andres dargestellte B u p h o n i a o p f e r in Grie-
chenland und in Mexiko
1
.
Es ist klar, daß die Grundlagen solcher Opferbräuche nicht auf
Offenbarung zurückgehen, sondern auf M a g i e u n d i h r e n
E n t a r t u n g e n beruhen.
Die magischen Intuitionen beziehen sich dabei, wie sich aus un-
seren früheren Erklärungen des Wesens der Magie von selbst / er-
1
Siehe oben S. 249 f.