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gibt, auf E n t s p r e c h u n g e n d e r D i n g e , vermittels eines
inneren Rapportes mit deren immateriellen Wurzeln. Diese Intui-
tionen haben einen echten Kern, können aber allzu leicht verbildet
werden. Denn die Entsprechungen oder sogenannten sympatheti-
schen Korrespondenzen der Dinge sind dem menschlichen Geist
nicht völlig zugänglich. Ihre Feststellung wird daher stets etwas
Willkürliches, oft Absonderliches an sich haben und führt zu Ent-
artungen.
Haben wir in den Entsprechungen die erste Quelle von Un-
bestimmtheiten und Verwirrungen der Magie vor uns, so kommt
als zweite die bloße Nachahmung durch Unberufene und gar durch
die große Menge hinzu, welche, da sie die inneren Zustände des
Magiers nicht erlangen, zu den wüstesten Verzerrungen führen. Wie
das geschieht, zeigt am einfachsten der Aberglaube in all seinen
Formen.
Auch das Magische geht zwar, so behaupten wir, auf innere Gei-
steserregung und schließlich auf echte Eingebungen zurück. Aber
daß diese Eingebungen als göttliche Offenbarungen zu betrachten
seien, wäre dem Wesen der Sache, das heißt wegen der Verbindung
des Geistes mit den immateriellen Zentren von Geschöpfen (statt
Gottes) nicht entsprechend. Die M a g i e i s t n a t u r b e f a n -
g e n u n d k r e a t u r b e f a n g e n , daher hat sie Raum für un-
absehbare Vielfalt und Fehlausgliederung.
IV. Ergebnis
Alles in allem genommen, ergibt sich uns die befreiende Einsicht,
daß im m y s t i s c h e n Grund die Religion überall einen gleich-
artigen Urgehalt aufweisen, die Religionen aber dort, wo sie ver-
schieden sind, nicht allein durch die individuellen Besonderheiten der
Religionsstifter und die Eigenarten der Kulturen ihrer Zeiten und
Völker, sondern darüber hinaus insbesondere durch die Magie mit
ihren Willkürlichkeiten und Entstellungen voneinander getrennt
werden.
Das Außenwerk fast aller alten Religionen entstammt der Magie
und diese ist es, welche durch ihre Verbindung mit dem Naturhaf-
ten, sowie durch ihre Ausschreitungen die wesentlichsten Unter-