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tums bestehen. Indessen, die Urmythen sind Darstellungen der

Grundlagen des heidnischen Glaubens und diese Grundlagen sind

eben die religiösen Kategorien. Die Kategorien können aber nir-

gends fehlen.

Um die unvergleichliche Höhe des Christentums gegenüber an-

deren Religionen zu ermessen, gilt es gerade, die den Urmythen des

Heidentums im Christentum entsprechenden Gebilde aufzusuchen

und zu vergleichen. Ohne alles und jedes mythologische Element

müßte es sich ins Abstrakte verflüchtigen.

Wie sich früher ergab, folgt aus der Kategorie der G o t t v e r -

w a n d t s c h a f t des Menschen in den mythologischen Religionen

der Grundmythos von der g ö t t l i c h e n A b s t a m m u n g d e s

M e n s c h e n , und zwar in verschiedenen Formen: einzelner Göt-

tersöhne und Heroen oder göttlicher Könige oder ganzer Völker,

deren Vater dann Gott — als Nationalgott — ist; ferner (zusam-

men mit der Kategorie der Einheit von Gott und Welt) in den

Sagen von dem göttlichen U r m e n s c h e n oder makrokosmi-

schen Menschen, die zugleich theogonisch sind

1

. Während jedoch in

den heidnischen Mythen die Abstammung der Menschen von den

Göttern sinnfällig genommen wird, desgleichen in sinnfälliger und

damit auch pantheistischer Weise das Weltall aus den Teilen des

Urmenschen oder makrokosmischen Menschen gemacht erscheint,

so daß etwa der Himmel sein Haupt, die Erde seine Füße, Sonne

und Mond seine beiden Augen darstellten, also ein naturalistisches

Bild entworfen wird, bietet das Christentum in der Idee des G o t t -

m e n s c h e n und der darin gesetzten Einheit von Gott und

Mensch Entsprechungen von vollkommenerer Art. Denn an die

Stelle der beiden sinnfällig-naturalistischen Bilder der leiblichen Ab-

stammung des Menschen von Gott und des materiell-kosmogoni-

schen Wesens des Urmenschen tritt mit der Idee des Gottmenschen

im Christentum der L o g o s oder das ewige Schöpfungswort Got-

tes. Aus ihm geht das mystische Haupt der Menschheit und der

Kreaturen in Christus hervor, womit eine Entsprechung gegeben

ist, welche einen von jenem Naturalismus und Pantheismus befrei-

ten Lehrbegriff darstellt. Der ideale Urmensch oder makrokosmische

Mensch ist nun „der Erstgeborene aller Kreatur“

2

; er wird, plato-

1

Vom Theogonischen sogleich unten.

2

Korintherbrief 1, 15.

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