Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7294 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7294 / 9133 Next Page
Page Background

372

[337/338]

nisch ausgedrückt, zum I d e e n f ü h r e r . Endlich wird die all-

gemeine, / mythologische Theomorphie des Menschen im Christen-

tum von der Ebenbildlichkeit zur K i n d s c h a f t gesteigert

1

.

Was sodann die Kategorie der E i n h e i t G o t t e s u n d d e r

W e l t , für sich selbst betrachtet, anbelangt, so werden in der

christlichen Vorstellungsweise die Mythen von der Theomorphie der

Welt in die richtigen Schranken zurückgewiesen, indem der Abstand

von Mensch und Welt, welchen der Polytheismus infolge der schließ-

lichen Vergottung auch der Naturkräfte schwer erhalten kann, ge-

wahrt wird. Während dem Christentum wohl der Mensch Ebenbild

und Kind Gottes ist, ist ihm die stoffliche Welt, obzwar auch in Gott

befaßt („deus est esse“

2

), doch kein Ebenbild, vielmehr nur ein In-

begriff der Spuren, Fußstapfen Gottes. An die Stelle der Kosmogo-

nien und Theogonien tritt vielmehr die S c h ö p f u n g s -

g e s c h i c h t e . Das Schaffen wird zur Tat Gottes, es ist nicht

ein naturhaftes Werden. Die Geschichte der Taten Gottes ist es also,

welche die christlichen Entsprechungen für die kosmo- und theo-

gonischen Mythen darstellen. A l l e i r d i s c h e G e s c h i c h t e

e r h ä l t d a d u r c h e i n e t r a n s z e n d e n t e G r u n d l a g e

— eine Folgerung von ungeheurer Bedeutung.

Auch die Natur trägt den Glanz Gottes, jedoch ist sie nicht Geist.

Das von Thaies überkommene Wort: „ A l l e s i s t m i t G ö t -

t e r n e r f ü l l t “ behält seine Größe, aber die Göttlichkeit der

die Natur erfüllenden Mächte und Wesen kann nicht mit der des

Geistes gleichgesetzt und vermischt werden. Dadurch wird die grobe

Magie aus der Religion hinausgedrängt, die Religion gereinigt.

Auch die Mythen vom W e l t b r a n d u n d d e r W e l t e r n e u -

e r u n g , welche die Wiederherstellung der Theomorphie der Welt

verkünden, fallen im Christentum in ihrer naturalistischen Fassung

fort und weichen den innig verwandten aber geläuterten Begriffen

des (ideellen) Gerichtes und der Verklärung.

Ebenso steht es mit der Kategorie der U n s t e r b l i c h k e i t

und dem Schicksal nach dem Tod. Die Unsterblichkeit wird vom

Christentum zur höchsten Verheißung erhoben, aber alle jene hand-

1

Johannes 1,1; 1, 4; 1, 2.

2

Siehe oben S. 91 f.