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wurde — möchte ich die deutsche Jugend aufs eindringlichste warnen.

Begriffe sind nötig, wo der Geist sich über seinen Stoff erheben soll. Die

begriffliche Wissenschaft der geschichtlichen und realistischen Richtung

ist aber heute so weit gekommen, keine Wissenschaft mehr zu sein. Sie

steht daher nicht nur dem Marxismus und Individualismus, dem sie gerade

entfliehen wollte, heute wehrloser gegenüber denn je; sie ist auch in dem

Gefühl eigener Armut und Ratlosigkeit zur Rechtskunde, ja zur

Buchhaltung geflüchtet, wie die Einführung der Diplomprüfung beweist.

Unter solchen Umständen muß die Jugend aus Eigenem den Mut zur

Theorie aufbringen. Man wähle daher zu Gegenständen der Dissertation

womöglich nicht die „Lage" irgendeines Gewerbezweiges, z. B. der

Schuhnägelindustrie auf dem Monde oder der Strumpfwirkerei in

Thüringen (über die der praktische Fachmann immer nur lächelt), sondern

theoretische Aufgaben. Das a r t e i g e n e V e r f a h r e n d e s

t h e o r e t i s c h e n

S t u d i u m s

i s t

a b e r

d a s

l e h r -

g e s c h i c h t l i c h e . Jedem Gegenstand, den man wählt, gebe man daher

durch gründliches, lehrgeschichtliches Studium eine breite Grundlage

1

.

Die Hauptschwierigkeit beim theoretischen Studium besteht heute

darin, über die alle Lehrbücher und das Schrifttum beherrschende

einseitig individualistische englisch-französische / Lehre hin-

auszukommen. Es ist nötig, die individualistische und die universalistische

Theorie kennenzulernen!

A.

T h e o r e t i s c h e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e

Der Anfänger beginne das theoretische Studium mit einem Ein-

führungsbuche, z. B. Andreae-Wygodzinski

2

oder dem vorliegenden

3

.

Hierauf kann mein kleines Lehrbuch der Volkswirtschaft „Tote und

lebendige Wissenschaft“, 5. Auflage, Graz 1967, und mein „Fundament der

Volkswirtschaftslehre“, 4. Auflage, Jena 1929, folgen.

Da die Volkswirtschaftslehre keine einheitliche Wissenschaft ist,

1

Siehe unten S. 263 und 268.

2

Vgl. oben S. 247.

3

Empfehlenswert sind auch die seit 1946 erscheinenden Studienbogen,

Gruppe Volkswirtschaft, Verlag Lutzeyer, Minden i. W.