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Gegensatz zum Denken ist für Platon die Wahrnehmung (αΐσθησις),

welche bloße Meinung (δόξα) erzeugt

1

.

Weit über Platon hinaus ging A r i s t o t e l e s (384 bis 322

v. Chr.), der mit Recht als Vater der Logik bezeichnet wird. Er ent-

wickelt, namentlich in den „Analytiken“, mit unvergleichlichem

Scharfsinn bereits alle grundlegenden Begriffe der späteren Logik,

ohne sie aber so formalistisch zu gebrauchen wie diese. Er begrün-

dete bereits die Lehre von Begriff, Urteil und Schluß. Auch die mei-

sten der späteren Kunstausdrücke finden sich schon bei ihm. Er

stellte bereits die Lehre von den drei Schlußfiguren (σχήματα) auf.

So z. B. nennt er in der Lehre vom Schlüsse (συλλογισμός) die Prä-

missen: προτάσεις, die Konklusion: συμπέρασμα, den Mittelbegriff:

τό μέσον, μέσος, die beiden anderen Begriffe (die äußeren oder Ex-

treme): τα ακρα; von den beiden Extremen ist das eine dem Mittel-

begriffe übergeordnet: μείζων, auch τό μεΐζον

,

das andere unter-

geordnet: έλάττων, τό έλαττον

.

Er gründet den Schluß auf Über- und

Unterordnung und sagte auch: was vom Prädikate (κατηγο- /

ροόμενον) gilt, gilt auch vom Subjekte — das spätere „dictum de

omni et nullo.“ Aristoteles unterscheidet auch bereits zwischen De-

duktion (Syllogismus, συλλογισμός) und Induktion (επαγωγή).

Der Begriff geht nach Aristoteles auf das Wesen der Dinge, auf

die Form (Idee, ούσία, τό τί ήν είναι)

;

die Aussage oder das Urteil

geht auf deren Verbindung und Trennung; der Syllogismus oder

Schluß zeigt durch den Mittelbegriff die Verbundenheit im realen

Zusammenhange des Geschehens an.

Die Dinge erhalten nach Aristoteles durch ihre Formen (das sind

die ihnen immanenten Ideen) ihr Wesen, die Formen aber sind zu-

gleich im menschlichen Geiste: „nicht der Stein ist in der Seele, son-

dern die Form des Steines“ (ού γάρ ό λίθος έν τή ψυχή αλλά τό είδος)

2

.

„Überhaupt ist die in Wirklichkeit denkende Vernunft mit den Ge-

gegenständen des Denkens identisch“

3

.

Im Sinne dieser Sätze ist die Logik des Aristoteles als ontolo-

gische, keineswegs als formale zu bezeichnen. Ihre Grundlage bildet

die Einerleiheit des Denkens und Seins. Das wird zu oft übersehen.

1

Staat, 476 d ff., 510 a und öfters, Theaitos, 190 a, Gastmahl, 202 a und

öfters.

2

Über die Seele, 431 b, Ende.

3

431 b, 17.