16
[17/18]
Durch F i c h t e , welcher die Kategorien deduktiv aus den Set-
zungen des Ich herleitete, vorbereitet, trat S c h e l l i n g mit seiner
„Identitätsphilosophie“ hervor. In ihr wird erklärt, dasselbe Gei-
stige, welches sich in der menschlichen Vernunft äußere, komme
auch im Gegenstande zur Erscheinung.
F i e g e 1 war es, der diesen Grundgedanken der Einerleiheit
(Identität) von Denken und Sein (des Gegenstandes und des Begrif-
fes) übernahm und daraus zum ersten Male in der Geschichte der
Logik zur Seinslehre (Ontologie) machte, also eine o n t o l o g i -
s c h e L o g i k systematisch entwickelte. Die Wissenschaft der Lo-
gik stand ihm aber nicht nur unter der Voraussetzung der Einerlei-
heit von Denken und Sein, sondern auch des von Fichte entwickel-
ten d i a l e k t i s c h e n V e r f a h r e n s . Dieses bestand darin,
daß auf eine Setzung (Thesis) eine Gegensetzung (Antithesis) und
auf diese eine Ineinssetzung (Synthesis) folgte. Bei Flegel wurde die-
ses Verfahren geradezu zur „ S e l b s t b e w e g u n g d e s B e -
g r i f f s “ , wobei aber „Begriff“ der im gegenständlichen Sein wirk-
same Gedanke des Weltgeistes (um es so auszudrücken) ebenso gut
ist wie der subjektive Gedanke des Menschen.
Diese Dialektik des Begriffs tritt, wie man sieht, an die Stelle der
Platonischen „Idee“ und der Aristotelischen „Form“, insbesondere
letzterer, da diese von Aristoteles den Dingen immanent gedacht
wurde. Der große Hegelische Grundsatz: „Alles, was ist, ist ver-
nünftig“, hatte für die Wissenschaft der Logik die grundlegende Be-
deutung, der Gedanke sei selbst das Sein, welches er erkennt, das
Erkennen finde selbst den Gedanken in der Natur, im Gegenstande
vor. Damit war die Logik aus einer vom Sein abtrennbaren, daher
formalen, sich ins Leere verlierenden Wissenschaft in eine gegen-
ständliche, ontologische verwan- / delt. Es ist der der Natur inne-
wohnende, sie inhaltlich bestimmende und zugleich im Menschen
gedachte Gedanke, dessen Gegenstand nunmehr die Logik ist.
Verschmilzt Flegel Ontologie und Logik zu einer Einheit, so geht
er doch erst in jenem Teil seiner „Logik“, welche den subjektiven
Begriff behandelt, auf die Lehren der überlieferten Logikwissen-
schaft ein. Daß er dabei das Verhältnis zur Empfindung und Wahr-