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Irrtum, eine Wissenschaft verdiene erst dann diesen Namen, wenn

ihre Begriffe mathematische Formen angenommen haben — nach

dem Vorbilde der Physik! Nun ist diese Meinung für alle Geistes-

wissenschaften ausnahmslos und grundsätzlich falsch, sogar, wie ich

seinerzeit nachwies, für die Volkswirtschaftslehre (trotzdem es diese

zum Teil mit Quanten stofflicher Güter zu tun hat, ist ihr Gegen-

stand infolge der unverbrauchlichen, nämlich geistigen Güter un-

quantifizierbar!. Auch die Mathematisierung der Seelenlehre ist,

mit Ausnahme eines winzigen, sinnespsychologischen Grenzgebietes,

unmöglich und diese Mode ist heute, nach vergeblichen Versuchen

zweier Menschenalter, größtenteils aufgegeben. Nur in der Logik

dauert die mathematisierende Mode noch an!

Die Ergebnisse sehen denn auch danach aus: Wie die mathema-

tische Naturwissenschaft den Dingbegriff (Substanzbegriff) in den

Relationsbegriff auflöste, so will folgerichtig die mathematische Lo-

gik den Relationsbegriff in den Mittelpunkt der Logik stellen. Die

Relation soll z. B. (nach Couturat) „eine Satzfunktion mit mehreren

Variablen“ sein! Das klingt wie ein Scherz, aber es ist Tatsache.

„Wie sie sich räuspert, wie sie spuckt...“ — so will es die Logik der

Mathematik abgucken! Es ist wahr, die übertriebene Formalistik

der herkömmlichen Logik kam diesem Irrwahn entgegen (so schon

in der Herbartschule, z. B. bei Drobisch); aber es gehört eine gründ-

liche Verkennung des Wesens der Geisteswissenschaften dazu, den

Geist mathematischer Behandlung unterwerfen zu wollen. Schuld

daran sind nicht in erster Linie die Mathematiker, die freilich ge-

neigt waren, die Verfahren ihres Faches auf die Logik zu übertra-

gen, da es der Zeitgeist so stürmisch verlangte, vielmehr die Philo-

sophen und Logiker selbst, sofern sie es mit / den Empiristen und

deren Vettern, den Formalisten, hielten.

Wir erwidern: Erstens, die Logik hat es mit inhaltlich zu ver-

stehenden Denkzusammenhängen zu tun, nicht mit bloßen Formen,

wie in der Kombination, Permutation und dergleichen; zweitens

überhaupt nicht mit Größen, Quanten, auf welche ja zuletzt allein

neutrale Zeichen, mit denen man r e c h n e n kann, anwendbar

sind (der Gegenstand der Logik ist schlechthin unquantifizierbar,

es gibt streng genommen nicht einmal eine „Quantität der Ur-

teile“, auch nicht des Umfangs, wie wir nachweisen werden); drit-

tens aber ist im besonderen der Begriff der „Beziehung“ das untaug-

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