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K a n t nahm die Unterscheidung Leibnizens von notwendigen
und empiristischen Begriffen auf und bestimmte die ersteren ein-
dringlich als auf den rein formalen „Stammbegriffen des Verstan-
des“, den Kategorien beruhend (z. B. Substanz, Kausalität). Diese
leitete er aus der Tafel der Urteile ab
1
. Die Kategorien nannte er
a p r i o r i s c h , die Sinnesdaten a p o s t e r i o r i s c h . Die not-
wendigen Urteile, sagte Kant, entspringen nicht aus der Erfahrung,
sie / seien s y n t h e t i s c h e U r t e i l e a p r i o r i , so alle mathe-
matischen Urteile. Der Ursprung dieser Begriffe liege in den Kate-
gorien und in den F o r m e n d e r s i n n l i c h e n A n s c h a u -
u n g ; diese sind: Raum und Zeit. Raum und Zeit sind ebenso wie
die Kategorien apriorisch, nur die Sinnesdaten, die für sich allein ja
keine Begriffe zu bilden vermöchten, sind rein empirisch, sind apo-
steriorisch. — Diese Grundlegung nannte Kant „ t r a n s z e n -
d e n t a l e L o g i k “ , „transzendental“ und nicht transzendent,
weil wir das Ansich der Dinge nicht erkennen (andererseits die Ka-
tegorien nicht empirisch, sondern vor-empirisch, apriorisch sind).
Unsere Begriffe zeigen uns die Dinge nur, wie sie durch die aprio-
rischen Kategorien und durch die Anschauungsformen R a u m
u n d Z e i t gegeben sind. — Eine Durchführung seiner Lehren in
der Logik selbst zeigen uns seine nachgelassenen Vorlesungen. Hier
verfolgt aber Kant im wesentlichen den Standpunkt der formalen
Logik. Jedoch brachte die Verbindung der Urteilslehre mit der
Kategorienlehre
2
, die von Kant so genannte transzendentale Logik,
neues Leben in die Denkaufgaben der Wissenschaft.
E.
Der n a c h k a n t i s c h e I d e a l i s m u s
Mit der grundsätzlichen Trennung des Denkens von seinem Ge-
genstande, welche allein die Voraussetzung der rein formalen Logik
bildete, das Denken allein, ohne seinen Gegenstand oder Inhalt,
bloß in seinem Gefüge darzustellen, war es seit Kants „transzenden-
taler Logik“ vorbei. Denn darnach formierte das Denken zugleich
den Gegenstand, nämlich auf Grund der apriorischen Formen (wo-
bei durch das Ansich der Dinge doch zugleich jeder Solipsismus
vermieden wurde).
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1
Vgl. unten S. 123 ff.
2
Vgl. unten S. 124 f.