Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7430 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7430 / 9133 Next Page
Page Background

20

[22/23]

lichste Werkzeug der Mathematisierung der Logik, weil es in inhalt-

lich zu verstehenden Denkzusammenhängen, und ganz allgemein in

ganzheitlichen Zusammenhängen überhaupt, u n m i t t e l b a r e

B e z i e h u n g e n g a r n i c h t g i b t . Die „Beziehung“ (Rela-

tion) ist ein atomistischer Begriff, welcher die Unabhängigkeit des

einzelnen Teiles (Atoms im alten Sinne) für sich selbst voraussetzt.

Gerade das gibt es aber in einer Ganzheit n i c h t , ebensowenig in

einer Gestalt oder in inhaltlich zu verstehenden Denkzusammen-

hängen. Hier hängt jeder Teil u n m i t t e l b a r n u r m i t d e m

G a n z e n , dem höheren Zentrum, zusammen und kann dem We-

sen der Sache nach u n m i t t e l b a r mit den anderen Teilen (Glie-

dern) gar nicht in Berührung treten (Grundsatz der „Unberühr-

barkeit der Glieder und Teilinhalte"

1

).

Verfehlt ist demnach die empiristische Grundeinstellung der ma-

thematischen Logik gegenüber dem Denken; verfehlt die Annahme,

daß Wissenschaft nur so weit reiche, als sie mathematische Gestalt

annehme; / verfehlt der Versuch, die „Beziehung“ zum Mittelpunkte

der Logik in mathematischer Behandlung zu machen und dadurch

die naturwissenschaftliche Begriffsbildung, namentlich der mathe-

matischen Physik, nachzuahmen.

Da alles Grundsätzliche in der mathematischen Logik verfehlt ist,

ist sie ein Versuch mit untauglichen Mitteln. Daher konnte auch

größter mathematischer Scharfsinn nicht verhindern, daß das Er-

gebnis eines ungeheuren Aufwandes nichts als ein Z e r r b i l d

echter Logik wurde — ein Werk philosophischer Nichtkenner!

Logik und Mathematik sind wesensverschiedene Wissenschaften.

Einzig dort, wo sich die in der Philosophie dilettierenden Mathema-

tiker auf ihrem eigenen Boden befanden, nämlich in der mathema-

tischen Verfahrenlehre, namentlich in der Axiomatik, kann ihren

Bestrebungen eine gewisse Bedeutung nicht abgesprochen werden. /

1

Vgl. mein Buch: Kategorienlehre, 1. Aufl., Jena 1924, S. 270 ff., 3. Aufl.,

Graz 1969, S. 258 ff.