Table of Contents Table of Contents
Previous Page  75 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 75 / 9133 Next Page
Page Background

74

beruht Wesen und Funktion der Güter auf den Z w e c k e n u n d

F o r m e n d e s m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s , und die Gü-

ter müssen daher in ihren F u n k t i o n e n erfaßt werden. Schäffle

unterschied sie zunächst in solche, welche der Wechselbeziehung der

Individuen unmittelbar dienen, ja sie erst ermöglichen: Güter der

Mitteilung oder Symbolisierung der Ideen (Bildwerke, Druck,

Schrift; Wort, Ton, Gebärde usw.); sie dienen dem i d e e l l e n

H a n d e l n (nämlich dem Sprechen und Hören, Schreiben und Le-

sen usw.); alle anderen Güter dienen dem p r a k t i s c h e n

H a n d e l n , das heißt jenem Handeln, das eintritt, nachdem durch

die Güterfunktion der ersteren Art die Wechselbeziehung der Indi-

viduen ermöglicht und sichergestellt ist

1

. Die praktischen Güter-

funktionen sind: N i e d e r l a s s u n g , S c h u t z , H a u s h a l t

und Technik. Im ganzen sind also fünf Güterfunktionen vorhanden,

davon vier praktische und eine allgemeine ideelle, auf denen die

Existenz der Gesellschaft beruht.

Dem funktionellen Zusammenhalte der Gesellschaft durch die

Güterfunktion des Ideenaustausches (der Mitteilung) steht entwick-

lungsgeschichtlich die Tradition oder Ü b e r l i e f e r u n g der

Ideen der früheren Generationen zur Seite. Der innere Zusammen-

hang der Individuen, der die Gesellschaft bildet, wird demnach her-

gestellt durch Mitteilung und Überlieferung. Die G e s e l l -

s c h a f t w i r d a l s o a l l g e m e i n a l s g e i s t i g e r K a u -

s a l - u n d E n t w i c k l u n g s z u s a m m e n h a n g e r f a ß t .

Wie sich im b e s o n d e r e n die formelle Differenzierung und

der funktionelle Aufbau dieses geistigen Kausal-Zusammenhanges

vollzieht, ergibt sich hinsichtlich der äußeren Einrichtungen oder

Anstalten der Gesellschaft aus den Funktionen der Güter, hinsicht-

lich der sozial-psychischen Gebilde der Gesellschaft aus den Grund-

formen der geistigen Tätigkeit des Individuums unmittelbar selbst.

Diese sind: Vorstellen (Denken), Fühlen und Wollen, wozu noch

die Wirksamkeit eines transzendentalen (religiösen) Elementes

kommt

2

.

1

Eng verwandt mit dieser Unterscheidung ist die S c h l e i e r m a c h e r s ,

der das Handeln als „organisierendes“ (praktisches) und „symbolisierendes“ oder

bezeichnendes unterscheidet.

2

Albert Schäffle: Bau und Leben des sozialen Körpers, Bd 1, 2. Aufl., Tübin-

gen 1896, S. 43 ff., 57 ff. und öfter.