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— denn die Gesellschaft kann ohne äußere Veranstaltung nicht Vor-

kommen — sondern beruht auf einer Abstraktion. Die empirische

Gesellschaft ist vielmehr geistgeschaffene äußere (stoffliche) Einrich-

tung und geistgeschaffene äußere Funktion der Einrichtungen.

Das Gesellschaftsbewußtsein definiert Schäffle als einen Zu-

s a m m e n h a n g i n n e r e r Z u s t ä n d e v e r s c h i e d e n e r

I n d i v i d u e n . Die Vermittlung dieses inneren Zusammenhanges

geschieht durch die M i t t e i l u n g . Den Inhalt des Gesellschafts-

bewußtseins bildet das vereinigte (kollektive) und einheitliche (ver-

schmolzene) Wollen, Fühlen und Denken der gesellschaftlich verbun-

denen Personen.

Schäffle scheidet das Einzelbewußtsein von dem Gemeinschafts-

bewußtsein ( o r g a n i s i e r t e r Gemeinschaften) und dem Mas-

sen- oder Kollektivbewußtsein ( n i c h t g e s c h l o s s e n e r Per-

sonenkreise). Innerhalb des letzteren sind speziell die M a s s e n -

z u s a m m e n h ä n g e hervorzuheben: das sind die unorganisier-

ten Verbindungen gleichartig interessierter Personen, die Bewußt-

seinszusammenhänge oder Schichtungen der Bevölkerung, welche

sich durch Gleichartigkeit der Interessen und Bewußtseinsinhalte

ideell (geistig) herstellen (z. B. Klasse, Stand, Sprachgemeinschaft

usw.).

II. Die G e s e l l s c h a f t a l s I n b e g r i f f d e r ä u ß e r e n

E i n r i c h t u n g e n u n d i h r e r V e r r i c h t u n g e n o d e r

a l s G e s e l l s c h a f t s k ö r p e r

1

.

Die Gesellschaft ist nicht Gesamtbewußtsein an sich, sondern eine

Ä u ß e r u n g desselben, ein in äußeren Einrichtungen verkörper-

tes und sich betätigendes (funktionierendes) Gesamtbewußtsein.

Der Gesellschaftskörper ist vor allem zu betrachten als V o l k

m i t d e m L a n d e oder als nationale (das heißt nicht internatio-

nale „menschliche“) Gesellschaft. Volk oder nationale Gesellschaft

ist nach Schäffle „die geistig verknüpfte, ein Land behauptende, ge-

sittungsfähige Dauer- und Massenvereinigung von Personen nebst

deren zugehörigen Sachgüterausstattungen (Besitzen)“. — Die Be-

standteile des Volkes sind, wie aus dieser Definition hervorgeht,

1

Vgl. Albert Schäffle: Landwirtschaftsbedrängnis, a. a. O., S. 322—331 und

509 ff.; Neue Beiträge, a. a. O., S. 104 ff.