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in ihrem Streben zu Gott tritt das auf ihrem Grunde wohnende
göttliche Sein in kraft. Eckehart entwickelt damit einen echt mysti-
schen Schönheitsbegriff, der nichts Totes kennt noch gelten läßt.
Mit vollem Rechte sagt er daher:
. . g o t i s t n i h t e i n z e r s t o e r e r d e r n â t û r e , m ê r : e r
v o i l e b r i n g e t s i e.“
1
Dieses große Wort muß man würdigen, um Eckeharts Naturauf-
fassung ganz zu verstehen (aber auch die Sittenlehre, wie sich zeigen
wird). Eckehart verliert sich nicht in die gewöhnliche Ansicht der
Askese als einer Naturscheu oder gar eines Naturhasses. Er bleibt
stets naturnahe.
Die Lehre von dem wesensgemäßen Streben und Jagen der Natur
zu Gott bedeutet schließlich nichts Geringeres, als daß die
N a t u r i n d i e s e m S t r e b e n s t e t s t ä t i g s e i . Nun aber
kommen bekanntlich nur in Vorgängen, Tätigkeiten die N a t u r -
e i g e n s c h a f t e n zur Erscheinung. Nur wenn das Feuer brennt,
kann Wärme entstehen, nur wenn der Stein fällt, kann die Schwer-
kraft zum Vorschein kommen, nur wenn sich Elemente verbinden,
kann chemische Wahlverwandtschaft wirken (um Beispiele in mehr
neuzeitlicher Form anzuführen). Aus Eckeharts Beispielen, wie die
Natureigenschaften der Dinge aus ihrem Streben und Jagen nach
Gott entstehen, führen wir das vom Feuer an:
. . daz fiur, swie krefcic ez sî, ez gebrande niemer, enhoffete ez niht einer
gebürte. Swie dürre daz holz wêre, daz man dar în leite, möhte ez sîn gelîch-
nisse niht enpfâhen, ez gebrande niemer. Des begert daz fiur, daz ez geborn
werde in dem holze unde daz ez werde al ein fiur unde daz ez enthalten werde
unde belîbe.“
2
Indem aller Kreaturen Leben und Eigenschaften daran liegen, daß
sie Gotte nachjagen, erhalten damit die Naturvorgänge eine höhere
Würde.
1
Pf. 18, 5: G o t t i s t n i c h t e i n Z e r s t ö r e r d e r N a t u r , s o n -
d e r n e r v o l l e n d e t s i e .
2
Pf. 86, 7: Das Feuer, so kräftig es sein mag, würde nimmer brennen, wenn
es nicht auf eine Wiedergeburt hoffen würde. Wie dürr das Holz auch ist, das
man hineinlegt, es (das Feuer) würde nimmer brennen, gedächte es nicht die
(Gott-)Gleichheit (= die Geburt) zu erlangen. Das Feuer begehrt, in dem Holze
geboren zu werden, daß es ein Feuer werde (welches sich zu Gott erhebt) und
daß es erhalten werde und bleibe (Ewigkeit gewinne).