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zeiträumlich geschaffen), um als ein (irdisches) Licht zu offenbaren das verborgene

Licht... So wie alle Dinge als ein Licht gewiesen sind auszufließen, also sind sie

auch alle ein Licht, wieder hineinzukommen .. .“

1

III. Naturphilosophie und Sittenlehre

Mit Staunen bemerkten wir beim tieferen Eindringen in Eckehart

die großartige E i n h e i t seiner Naturphilosophie mit seiner Sit-

tenlehre. Erst aus der Naturphilosophie ist die Sittenphilosophie

ganz zu verstehen.

Die Naturphilosophie Eckeharts ist kein abgesondertes Lehrstück,

sondern ein Glied in dem wunderbar einheitlichen Begriffsbau seiner

Weisheit. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn wir behaupten,

von der Naturlehre her verstehe man erst recht die Sittenlehre!

Wenn man bisher den Widerspruch, der sich zwischen Eckeharts Ge-

bot der Tätigkeit und seiner Lehre von der Abgeschiedenheit auf-

zutun schien, nicht aufzulösen vermochte, so löst er sich dagegen

leicht, wenn man von der Naturphilosophie ausgeht. Wie ein roter

Faden zieht sich durch das ganze Denken Eckeharts hindurch der

Grundsatz, daß die wesensgemäße T ä t i g k e i t a l l e r G e -

s c h ö p f e zugleich i h r e R ü c k k e h r z u G o t t i n s i c h

s c h l i e ß e , indem sie dabei ihre Eigenschaften erst entfalten, ihre

Wirklichkeit erst gewinnen!

Wie der Stein fällt, das Feuer in die Höhe strebt, der Himmel

läuft, um wieder zu Gott zu gelangen, ebenso kann auch der Mensch

nur durch Tätigkeit, durch Entfaltung der ihm wesensgemäßen

Eigenschaften und Wirklichkeit Gotte näher kommen, zuletzt die

Gottesgeburt in der Seele erlangen! In der Predigt über Maria und

Martha spricht Eckehart diesen allgemeinen G r u n d s a t z d e s

N a t u r l e b e n s a u c h a l s d e n G r u n d s a t z d e r S i t -

t e n l e h r e a u s :

„.. . dar umbe sîn wir gesetzet in die zît, daz wir von zîtlîchem vernünftigem

gewerbe gote nêher unde gelîcher werden.“

2

1

Philipp Strauch: Paradisus anime intelligentis, in: Deutsche Texte des Mit-

telalters, Bd XXX, Berlin 1919, S. 127, 30.

2

Pf. 49, 29: Dazu sind wir in die Zeit gestellt, daß wir durch zeitgemäßes

und vernunfterhelltes „Gewerbe“ (Handeln) Gott näher kommen und ihm

ähnlicher werden.