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Sie wirkte nicht, die Dinge brächten also ihre Eigenschaft nidit

zutage, die Beziehung zu den Menschen wäre unmöglich!

So zeigt sich wieder:

„. .. Got ist niht ein zerstoerer der nâtûre, mêr: er vollebringet sî.“

1

Durch das Streben zu Gott wird die Natur erst verwirklicht.

Darin liegt auch:

„Alles Geschaffene erhält dadurch seine Vollkommenheit, daß es sich Gotte

nähert .. .“

2

Es ist unbegreiflich, daß die Lehre, die Dinge e n t f a l t e t e n

i h r e E i g e n s c h a f t e n erst im Zuge zu Gott und darin liege

auch allein der Grund für die G e m e i n s c h a f t d e r N a t u r

m i t d e m M e n s c h e n , bisher unbekannt blieb, nicht bemerkt

wurde! Es ist aber unzweifelhaft, daß diese Lehre Eckeharts auch

für den Begriffszusammenhang von größter Bedeutung ist.

Schon allein dadurch, daß die im Zuge zu Gott entfalteten Eigen-

schaften ein Gleichnis Gottes erstreben —

„Der himel lüffe niemer, enjagete oder ensuohte er niht got oder ein gelîch-

nisse gotes.“

3

und weil ausschließlich dadurch eine Gemeinsamkeit zwischen

Mensch und Natur gestiftet wird, ist diese Lehre grundlegend. Da

weder, so können wir hinzufügen, der Mensch noch die Natur voll-

kommen ist und in reiner Gottdurchdrungenheit lebt, wird auch die

Gemeinschaft von Mensch und Natur keine vollkommene sein.

Darum, so fügen wir hinzu, gibt es M e n s c h e n f e i n d l i c h e s

in der Natur.

Die neuere empirische Physik wird diesen Gedanken allerdings

nicht erschwingen können. Auf dem Pfade der äußeren, nur das

Mengenhafte der Natur mathematisch erfassenden Erfahrung lassen

sich die Eigenschaften der Natur nicht auf ihre letzten Tiefen zu-

rückführen; aber die göttliche Wahrheit der Gedanken Meister

Eckeharts bleibt davon unberührt.

Insbesondere tut die Verschiedenheit der Kreaturen der Wahrheit,

die Eckehart hier lehrt, keinen Abbruch. Nicht auf diese, sondern

1

Pf. 18, 5: Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, sondern er vollendet sie.

2

B 98.

3

Pf. 143, 21: Der Himmel liefe nimmer, jagte oder suchte er nicht nach

Gott oder nach einem Gleichnis Gottes.