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„Der geist ist hie eilende, aber in dem himele sint alle sîne mâge . . .“
1
.
Wir können das auch auf den einfachen Ausdruck bringen: der
Ausgang (Eintritt in die Welt) ist um des Eingangs (der Wiederkehr
in Gott) willen da.
Den E i n g a n g z u b e r e i t e n , i s t d e r S i n n d e s
L e b e n s .
In der 56. Predigt sagt Eckehart
2
: „Wenn ich wiedereingehe zu
G o t t . . . so ist mein Durchbrechen (zu Gott) viel edler als mein
Ausfluß“. In der 87. Predigt, welche die 56. in manchem ergänzt,
erläutert das Eckehart ein wenig:
„Dô ich ûz gote flôz, dô sprâchen alliu dinc: got der ist. Nû mac mich diz
niht sêlic machen, wan alhie bekenne ich crêatûre; mêr: in dem durchbrechen,
dâ ich ledic stên wil in dem willen gotes unde ledic stên des willen gotes und
aller sîner werke unde gotes selbe, so bin ich ob allen crêatûren unde bin weder
got noch crêatûre, sunder ich bin daz ich was unt daz ich blîben sol nû und
iemer mê. Da empfâhe ich einen druc, der mich bringen sol über alle engel. In
disem drucke enpfâhe ich so grôze rîcheit, daz mir niht genuoc mac sin got
nach allem dem, daz er got ist, nach allen sînen götlîchen werken, wan ich
enpfâhe in disem durchbrechen, daz ich unde got einz sîn. Da bin ich daz
ich w a s , u n d e d â n i m e i c h w e d e r a b e n o c h z u o , wan ich bin
dâ ein unbewegelîchiu Sache, diu alliu dinc beweget.“
3
Und an diese Worte, welche seine Predigt beenden, schließt Ecke-
hart noch die Andeutung, sie sei mystische Geheimlehre.
„Wer dise rede niht verstêt, der bekümber sîn herze niht dâ mite. Wan als
lange der mensche niht gelîch ist dirre wârheit, alsô lange wirt er dise rede niht
1
Pf. 29, 22: Der Geist ist hier (-nieden) fremd, aber im Himmel alle seine
Verwandten.
2
Siehe Pf. 181, 13.
3
Pf. 284, 12: Da ich aus Gott ausfloß, da sprachen alle Dinge: Gott (der
Schöpfer) ist. Nun kann mich das aber nicht selig machen, denn hieran erkenne
ich (nur) die Kreatur. Vielmehr: In dem Durchbrechen (zu Gott), da ich frei im
Willen Gottes stehen will und (zugleich) frei des Willens Gottes (als des Schöp-
fers) und aller seiner Werke und Gottes (als Schöpfer — nicht als G o t t -
h e i t ) selber, da bin ich über alle Kreatur (erhoben) und bin weder Gott
(als Schöpfer) noch Kreatur, sondern ich bin, was ich war (was ich in der Über-
zeitlichkeit war) und was ich bleiben werde nun und immerdar. Da empfange
ich einen Druck (eine Prägung), der mich über alle Engel erheben wird. Mit die-
sem Druck empfange ich so großen Reichtum, daß mir Gott (der Schöpfer) nicht
genügen mag, in allem dem, wo er Gott (der Schöpfer) ist, in allen seinen gött-
lichen W e r k e n , denn ich empfange in diesem Durchbrechen, daß ich und
Gott eins sind. Da bin i c h , w a s i c h w a r (überzeitlich !), und da
n e h m e i c h w e d e r a b n o c h z u , denn da bin ich eine unbewegliche
Ursache, die alle Dinge bewegt (Gott als „unbewegter Beweger“ — wie sich frü-
her zeigte).