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„Unt hier umbe sô bin ich geborn unde nâch mîner gebürte wîse, diu êwic
ist, soô enmac ich niemer ersterben. Nach mîner êwigen gebürte wîse sô bin ich
êweclich gewesen unde bin nû unde sol êweclîche belîben. Daz ich bin nach der
zît, daz sol sterben unde sol ze nihte werden, wan ez ist tegelich; hier umbe
so muoz ez mit der zît verderben.“
1
(Dennoch, „die Frucht bleibt“, wie sogleich unten zu bedenken.)
Im Lichte dieser Weisheitslehre könnte man das Durchbrechen zu
Gott auch als bloße Wiederherstellung des überzeitlichen Urzustan-
des des Menschen betrachten (der überdies immer da war: „es hat
mich niemand vermißt“!). Dem ist aber nicht so, denn es kommt
etwas hinzu: der Mensch erwirbt etwas in seiner Erdenlaufbahn und
er bringt das Erworbene in die Ewigkeit mit, die W i e d e r -
b r i n g u n g , W i e d e r h e r s t e l l u n g aller Dinge. Es ist der
von Origenes geprägte Begriff der Wiederherstellung aller Dinge in
ihrer Einheit mit Gott; so daß Gott zuletzt „alles in allem“ ist
(apokatastasis, restitutio universalis). In der 56. Predigt sagt Ecke-
hart im Anschlusse an den Satz „Wenn ich wiedereingehe zu Gott,
... so ist mein Durchbrechen viel edler als mein Ausfluß“:
„Ich
alleine bringe alle crêatûren û
z
ir Vernunft
in
mîn Vernunft,
daz sie
in
mir
sint.“
2
Hier werden wir wieder zurückgewiesen auf die Sittenlehre, in
welcher der grundlegende Satz gilt:
„. .., werc unde zît sint verlorn mit einander, werc als werc, zît als zît.“
3
Aber:
„.. ., diu fruht des Werkes ... belîbet in dem geiste und ist geist mit dem
geiste unde wirt als lützel ze nihte als lützel dem geiste sin wesen
ze
nihte
wirt.“
4
1
Pf. 284, 2: So bin ich geboren, und wegen der Art und Weise meiner Ge-
burt, die ewig (überzeitlich) ist, kann ich nimmermehr sterben. Da meine Ge-
burt von der Art des Ewigen ist, so bin ich von Ewigkeit gewesen und bin es
nun und werde in Ewigkeit bleiben. Was ich (aber) von Zeitlichem an mir habe,
das soll sterben und soll zunichte werden, denn es ist an den Tag gebunden;
darum muß es auch mit der Zeit zugrunde gehen.
2
Pf. 181, 14: Ich alleine bringe alle Kreaturen aus ihrer Vernunft (bedeutet
hier: aus ihrem intelligiblen Grunde, aus ihrer Idee) in meine Vernunft, so daß
sie (alle) in mir vereint sind.
3
Pf. 72, 4: Werk und Zeit sind miteinander verloren, Werk als Werk, Zeit
als Zeit.
4
Pf. 73, 31: Die Frucht des Werkes... verbleibt im Geiste, und ist Geist
mit dem Geiste, und wird so wenig zunichte, wie dem Geiste sein Wesen zunichte
wird.