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243

„Unt hier umbe sô bin ich geborn unde nâch mîner gebürte wîse, diu êwic

ist, soô enmac ich niemer ersterben. Nach mîner êwigen gebürte wîse sô bin ich

êweclich gewesen unde bin nû unde sol êweclîche belîben. Daz ich bin nach der

zît, daz sol sterben unde sol ze nihte werden, wan ez ist tegelich; hier umbe

so muoz ez mit der zît verderben.“

1

(Dennoch, „die Frucht bleibt“, wie sogleich unten zu bedenken.)

Im Lichte dieser Weisheitslehre könnte man das Durchbrechen zu

Gott auch als bloße Wiederherstellung des überzeitlichen Urzustan-

des des Menschen betrachten (der überdies immer da war: „es hat

mich niemand vermißt“!). Dem ist aber nicht so, denn es kommt

etwas hinzu: der Mensch erwirbt etwas in seiner Erdenlaufbahn und

er bringt das Erworbene in die Ewigkeit mit, die W i e d e r -

b r i n g u n g , W i e d e r h e r s t e l l u n g aller Dinge. Es ist der

von Origenes geprägte Begriff der Wiederherstellung aller Dinge in

ihrer Einheit mit Gott; so daß Gott zuletzt „alles in allem“ ist

(apokatastasis, restitutio universalis). In der 56. Predigt sagt Ecke-

hart im Anschlusse an den Satz „Wenn ich wiedereingehe zu Gott,

... so ist mein Durchbrechen viel edler als mein Ausfluß“:

„Ich

alleine bringe alle crêatûren û

z

ir Vernunft

in

mîn Vernunft,

daz sie

in

mir

sint.“

2

Hier werden wir wieder zurückgewiesen auf die Sittenlehre, in

welcher der grundlegende Satz gilt:

„. .., werc unde zît sint verlorn mit einander, werc als werc, zît als zît.“

3

Aber:

„.. ., diu fruht des Werkes ... belîbet in dem geiste und ist geist mit dem

geiste unde wirt als lützel ze nihte als lützel dem geiste sin wesen

ze

nihte

wirt.“

4

1

Pf. 284, 2: So bin ich geboren, und wegen der Art und Weise meiner Ge-

burt, die ewig (überzeitlich) ist, kann ich nimmermehr sterben. Da meine Ge-

burt von der Art des Ewigen ist, so bin ich von Ewigkeit gewesen und bin es

nun und werde in Ewigkeit bleiben. Was ich (aber) von Zeitlichem an mir habe,

das soll sterben und soll zunichte werden, denn es ist an den Tag gebunden;

darum muß es auch mit der Zeit zugrunde gehen.

2

Pf. 181, 14: Ich alleine bringe alle Kreaturen aus ihrer Vernunft (bedeutet

hier: aus ihrem intelligiblen Grunde, aus ihrer Idee) in meine Vernunft, so daß

sie (alle) in mir vereint sind.

3

Pf. 72, 4: Werk und Zeit sind miteinander verloren, Werk als Werk, Zeit

als Zeit.

4

Pf. 73, 31: Die Frucht des Werkes... verbleibt im Geiste, und ist Geist

mit dem Geiste, und wird so wenig zunichte, wie dem Geiste sein Wesen zunichte

wird.