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sen vereinfachenden Annahmen — eine Hilfestellung für die Wirt-

schaftspolitik zu bieten, soweit sich die wirtschaftlichen Vorgänge überhaupt

quantifizieren lassen.

So gesehen ist das Verfahren der Input-Output-Analyse (insbesondere in

der Darstellung der sogenannten „Leontief-Matrix“) der Ausdruck des

quantitativ Erfaßbaren für die Gegenseitigkeit der Leistungen beziehungsweise

der Entsprechungsverhältnisse in der Wirtschaft

1

; ausgedrückt durch ein

jeweils nach der Zahl der Sektoren entsprechendes großes simultanes System

von sogenannten Bilanzgleichungen:

Input = Output = Xij = aijXi

wobei: x =

input;

X = output;

a = sogenannter „technischer Koeffizient“, jene Konstante, die angibt, welche

Menge eines Produktes aus einem anderen Sektor eingesetzt werden muß, um

die entsprechende Menge Output zu erzielen;

i = Ursprungssektor des Inputs — „von wo“;

j = Outputsektor, das heißt, wo der Input zum Einsatz kommt — „wohin“

2

.

In der Entwicklung der Wirtschaftstheorie repräsentiert die Input-

Output-Analyse eine Art von Synthese zwischen dem neoklassischen

Walras’schen Modell, das in der Disaggregierung bis ins Unendliche ging (und

daher für die praktische Wirtschaftspolitik unanwendbar blieb) und dem mit

allzu globalen Größen operierenden, daher strukturanalytisch unergiebigen

Keynesianischen System.

Durch Keynes erfuhr auch die sogenannte Ö k o n o m e t r i e einen

entscheidenden Auftrieb, die Erich Schneider ein „Zusammenspiel zwischen

theoretischer Analyse an abstrakten Modellen, quantitativ-mathematischer

Denkweise und Statistik“ bezeichnet

3

.

Sie ist wichtig für die v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a m t -

r e c h n u n g und die Aufstellung von sogenannten N a t i o n a l b u d g e t s

(Jan Tinbergen

4

), die man insbesondere auch für die moderne Ent-

wicklungspolitik entscheidend dienstbar zu machen versuchte.

1

Vgl. dazu Othmar Spann: Fundament der Volkswirtschaftslehre,

4. Aufl., Jena 1929, besonders § 38, S. 276 ff.

2

Zum Beispiel im Mühlensektor ist das Getreide Input, i würde den

Ursprungssektor Landwirtschaft bezeichnen. Output ist das Mehl, j würde den

Mühlensektor bezeichnen. Der Input Getreide (x) wandert also von der

Landwirtschaft (i) in die Mühlenindustrie (j), um dort für den Output Mehl

(X) des Mühlensektors (j) verarbeitet (eingesetzt) zu werden.

3

Erich Schneider: Das Gesicht der Wirtschaftstheorie unserer Zeit und das

Studium der Wirtschaftswissenschaften, Tübingen 1947, S. 16.

4

Jan Tinbergen: Einführung in die Ökonometrie, Wien 1952; On the

Theory of Economic Policy, Amsterdam 1955; Jan Tinbergen und Hendricus

Bos: Mathematical Models of Economic Growth, New York 1962.