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Alles in allem gesehen, kann man feststellen, daß sich die Lehren von
Keynes mit den von ihnen ausgehenden Anregungen auf die Folgerichtungen
für die Weiterentwicklung der Nationalökonomie, vor allem für die
Wirtschaftspolitik als Lehre und als Handeln, viel fruchtbarer erwiesen als die
rein preistheoretisch-katallaktischen Richtungen, was auch vom
ganzheitlichen Standpunkte angesichts der weitgehend leistungsmäßigen
Ansätze bei Keynes ohne weiteres einleuchtet.
Othmar Spann hat auch seinerzeit als einer der ersten bereits nach
Erscheinen von Keynes’ geldtheoretischem Hauptwerk „A Treatise on Money“,
1930 (deutsch: Vom Gelde, 1932), auf die Verwandtschaft zwischen der
Keynesschen Begründung des Geldwertes und seiner eigenen Theorie der
Ausströmungswege des Geldes hingewiesen.
Die Keynessche Fassung der Quantitätstheorie des Geldes ist ja nicht mehr
quantitätstheoretisch, sie berücksichtigt vielmehr die Qualität der
Geldschöpfungsvorgänge. Die sogenannte Quantitätstheorie von Keynes besagt
nämlich
1
:
M
1
. V
1
= π . 0
wobei:
M
1
= Gesamtbetrag der Einkommensdepositen (oder auch: Umfang der
industriellen Zirkulation);
V
1
= 1. die Umlaufgeschwindigkeit der Gesamtdepositen im traditionellen Sinn;
2. das Verhältnis von Sparen und Investieren in der Volkswirtschaft
oder: das Verhältnis des Nominaleinkommens (E) einer
Volkswirtschaft je Zeiteinheit zum Gesamtbetrag (M
1
) der
Einkommensdepositen, das heißt E = M
1
. V
1
;
0
= Erzeugungsvolumen;
π = Preisniveau.
Das heißt: Das Preisniveau ist abhängig von den Entscheidungen der
Wirtschafter über die Höhe ihrer Guthaben und insbesondere von den
Entscheidungen der Banken über die Höhe der von ihnen geschaffenen
Zahlungsmittel. Es ist also nicht mehr eine neutrale Menge von
Zahlungsmitteln entscheidend, sondern deren Verwendung; das ist aber nichts
anderes als der Versuch, die ganzheitliche Theorie der Ausströmungswege in
anderer (mathematisierter) Form zu fassen. Einer Fassung, der unseres
Erachtens mehr symbolischer denn exakt rechenhafter Wert zukommt.
Neuerdings hat auch der US-amerikanische Nationalökonom De- sider C.
Vikor
2
nachdrücklich auf die Verwandtschaft zwischen
1
John Maynard Keynes: Vom Gelde (A Treatise on Money, ins Deutsche
übersetzt von Carl Krämer), München 1932, S. 122.
2
Desider C. Vikor: Economic Romanticism in the Twentieth Century,
Spann’s Attempt to Revolutionize Economic Theory, New Delhi 1964, S. 9: „As
an economist Spann represented, long before Keynes, a broad macro- economic
approach. No doubt, he anticipated Keynes.“