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welcher die bis heute beste Geschichte der Ästhetik lieferte, stand
auf dem Boden Hegels.
Auch der vorsichtige R u d o l p h H e r m a n n L o t z e (1817
bis 1881) war im Banne Schellings und Hegels
1
. — Ebenso ist die
Kunstphilosophie S c h o p e n h a u e r s mit der Schelling-Hege-
lischen eng verwandt
2
.
Den Übergang vom Idealismus zum Empirismus bildet das
Mischsystem J o h a n n F r i e d r i c h H e r b a r t s (1776 bis
1841). Herbart und namentlich sein Schüler R o b e r t v o n Z i m -
m e r m a n n (1824—1898)
3
gelangten zu einer „formalistischen
Ästhetik“, wonach der Inhalt oder Gehalt des Schönen überhaupt
nicht in Betracht käme, sondern ausschließlich die Form, die Gestalt!
— Die durchaus abgeleitete Erscheinung, nämlich, daß gewisse
äußere Formen auf unsere Sinne einen bestimmten Ein-
druck machen, wird also von den Genannten in gewohnter Ober-
flächlichkeit als das allein Wesentliche genommen. — Leider ließ
sich in seiner späteren Zeit auch der oben genannte F r i e d r i c h
T h e o d o r V i s c h e r zu einem dem Herbart-Zimmermann-
schen zum Teil ähnlichen Lehrbegriffe des Schönen verleiten, inso-
fern er sagt, die ästhetische Anschauung sei „nicht auf das W a s,
sondern nur auf das W i e, nicht auf den S t o f f , sondern auf
die F o r m gerichtet“
4
.
II. Die empiristische Kunstphilosophie
Man kann die Geschichte der empiristischen Ästhetik mit
gelegentlichen Bemerkungen von A n t o n A s h l e y - C o o p e r ,
scheint, so daß in dieser nichts ist, was nicht sinnlich erschiene, und nichts sinnlich
erscheint, was nicht reiner Ausdruck der Idee wäre.“ - Man ersieht daraus auch,
wie entschieden der deutsche Idealismus in die plotinisch-platonische Begründung
des Schönen aus dem Übersinnlichen einschwenkte!
1
Rudolf Hermann Lotze: Grundzüge der Ästhetik, Dictate aus den Vor-
lesungen, Leipzig 1884.
2
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, 3. Buch, Leipzig
1819.
3
Robert von Zimmermann: Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhe-
tik, Wien 1870.
4
In seinen hinterlassenen Vorträgen „Das Schöne und die Kunst“, heraus-
gegeben von seinem Sohne Robert Vischer, Stuttgart 1898, S. 48 bis 60, aber wen-
det sich Vischer ausdrücklich gegen Zimmermann.