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dritter Graf von S h a f t e s b u r y , einleiten. Er verbindet mit

einem abgeschwächten Platonismus einen ebensolchen Empirismus.

Den äußeren Sinnen L o c k e s setzt er den „inneren Sinn“ ent-

gegen, der eigentlich eine Art von Instinkt ist. Dieser sei die Quelle

des ästhetischen Urteils. Kunst ist Gestaltung der Materie nach

Maßgabe der Schönheit. Die bildende Kunst nimmt die niederste

Stufe der Schönheit ein.

F r a n c i s H u t c h e s o n (1694—1746) findet im Begriffe

der Schönheit die Beziehung auf den bewußten Geist in Form des

ästhetischen Instinktes oder des Gefühls. T h o m a s R e i d (1710

bis 1796) geht auf den „common sense“, den gesunden Menschen-

verstand oder gemeinen Sinn, welcher wohl dem „inneren Sinn“

Shaftesburys im Grunde entspricht, zurück. Schön, gut, nützlich,

wahr, werden durch den von Reid sonst vertretenen Sensualismus

schließlich ununterscheidbar.

Folgerichtiger und der bedeutendste dieser Reihe ist H o m e

(Henry, Lord Karnes, 1696—1782), welcher sich auf Locke stützt.

Auch Home ist Sensualist. Die „oberen Sinne“, Gesicht und Gehör,

bilden das Gebiet der ästhetischen Eindrücke. Die angenehmen

Eindrücke sind schön, die unangenehmen häßlich — der kunstphilo-

sophische Empirismus tritt nun deutlich zutage.

E d m u n d B u r k e (1729—1797), welcher als Gegner der

Französischen Revolution auf den Romantiker Adam Müller staats-

wissenschaftlich einwirkte, unterliegt ebenfalls dem empiristischen

Geiste, ja er treibt den Standpunkt seiner Vorgänger noch in mate-

rialistischer Richtung weiter, indem er alles auf zwei Triebe zurück-

führt, den Selbsterhaltungs- und den Geselligkeitstrieb! Der erstere

erzeuge, sofern er mit Krieg, Furcht und Schrecken verbunden ist,

die Empfindung des Erhabenen; der letztere, mit Liebe verbunden,

die Empfindung des Schönen.

In solchen rohen und verworrenen Gedankenführungen finden

sich gleichwohl Stellen, an die später Kant anknüpfen konnte.

Von den Franzosen kämen besonders C h a r l e s B a t t e u x

(1713—1780) und D e n i s D i d e r o t (1713—1784) in Betracht,

dessen Buch über die Malerei Goethe übersetzte. Der Grundbegriff

beider ist die Naturnachahmung.

In Deutschland war es merkwürdigerweise zuerst der Idealist

G u s t a v T h e o d o r F e c h n e r (1801—1887), welcher empi-

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3 Spann, 19