Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8096 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8096 / 9133 Next Page
Page Background

36

III. Ergebnisse der geschichtlichen Betrachtung

Unser geschichtlicher Überblick ließ die gewaltige geistige Arbeit,

welche von Platon bis Flegel geleistet wurde, sowie die Denkauf-

gaben erkennen, die noch zu lösen sind.

Der Kampf der Geister um die Einsicht in das Wesen des Schönen

und der Kunst ging und geht heute noch teils gegenüber den Empi-

risten, teils innerhalb der idealistischen Richtungen selbst, wie

schon erwähnt, um die folgenden Hauptfragen: erstens um das

Verhältnis des Schönen zum Nützlichen und sinnlich Angenehmen;

sodann um das Verhältnis des Schönen zum sittlich Guten; ferner

zum Wissen und der Wahrheit; endlich zum Heiligen und Meta-

physisch-Religiösen.

Eine weitere Reihe von Denkaufgaben ergibt sich in seelen-

kundlicher Hinsicht um das Verhältnis des Schönen zu den in der

herrschenden Seelenlehre unterschiedenen Grundbestandteilen der

Vorstellung, des Gefühls und des Willens.

Eng damit zusammen hängen ferner die Fragen, ob es sich beim

Schönen und der Kunst entweder um bloß subjektive, wechselnde,

daher nicht allgemein verbindliche Seelenvorgänge und Urteile oder

aber um objektive, gegenständlich begründete, daher allgemein ver-

bindliche Urteile, ähnlich den logischen Sätzen, handle.

Außer diesem Verhältnisse des Schönen zu anderen Lebensgebie-

ten zeigte sich endlich noch von besonderer Bedeutung die Frage,

in welchem Verhältnisse innerhalb des Schönen selbst Gehalt und

Gestalt, Inhalt und Form zueinander stehen.

So viel über das Grundsätzliche, welches die Lehrgeschichte uns

an Denkaufgaben hinterläßt. Was sich abgeleiteterweise noch daraus

ergibt, wird sich im folgenden von selbst zeigen.

Die Lehrgeschichte beweist uns auch, daß sich alle jene Fragen und

Denkaufgaben nur aus dem Gesamtganzen eines philosophischen

Begriffsgebäudes, sei es eines idealistischen, sei es eines empiristi-

schen, lösen lassen; daher sich denn auch in beiden Fällen grundsätz-

lich verschiedene Lösungen ergeben.