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wie es sich von anderen „Gefühlen“ unterscheidet, ist unbeantwort-

bar. Nicht zuletzt an dieser Unbeantwortbarkeit scheitert ja der

Empirismus in der Schönheitslehre (nach der seelenkundlichen Seite

hin).

Da in jeder Kunst auch eine Sinnesempfindung — so Farbe,

Zeichnung, Ton, Tonfolge, Ein- und Mißklang, Klang der Worte,

Werkstoff — enthalten ist, welche alle „lust- und unlustbetont“

sind, lassen sich die „ästhetischen Gefühle“ nicht einmal mit Klar-

heit von den sinnlichen „Lust- und Unlustgefühlen“ trennen! Schön

wäre nicht mehr, „was uninteressiert gefällt“, wie Kant unwider-

leglich sagte.

Soll dagegen das Schöne einer „Vorstellung“, oder was dieser

entspricht, entspringen, einer bedachten Vorstellung, also eigent-

lich schon einem Begriffe, so landete man bei der Vermischung von

Schönheit und Wahrheit, von Wissen und Kunst. Das Schöne wäre

nicht mehr, wie Kant richtig lehrte, das, was „ohne Begriff gefällt“.

Soll es sich endlich beim Schönen gar um ein Wollen handeln,

wie Alois Riegl gegen den damaligen primitiven Materialismus

Gottfried Sempers, welcher die Kunst in Urzeiten ganz aus umwelt-

lichen Einflüssen und stofflichen Bedingungen ableiten wollte, gel-

tend machte, um ein bewußtes „Kunstwollen“? Riegl hatte recht

gegen Semper; aber dieses „Kunstwollen“ (anstatt eines Zufalls-

spiels umweltlicher Bedingungen) setzt eben schon voraus, was zu

erklären wäre: Wie das Innewerden des Schönen, welches „gewollt“

wird, zustande komme, wodurch es sich von anderen seelischen

Erscheinungen unterscheide!

Die herkömmliche, bis heute durchaus herrschende Meinung ist,

daß die Vorstellung (welche sich selbst wieder von Sinneseindrücken

herleitet) dem Denken und der Wahrheit angehöre; das Wollen

aber dem Handeln und dem Guten; endlich das Gefühl außer dem

Nützlichen und sinnlich Angenehmen auch der Kunst und dem

Schönen! „Schön“ wäre dann eine Mannigfaltigkeit von Sinnes-

eindrücken, welche durch die „Einheit in der Mannigfaltigkeit“

oder durch „Harmonie“ derselben das „G e f ü h l“ des Schönen

erzeugt. — So nach der seelischen Seite hin, auch wenn man als

Grundlage des Schönen gewisse „Seinsstrukturen“ oder dergleichen

voraussetzt.

Mit einem Worte, es sind zuletzt Lustgefühle, die „Lust am