43
Vorrate an Geistesinhalten, sind aber grundsätzlich etwas anderes,
daher keine bloßen Ableitungen, Verbindungen (Kombinationen)
derselben. Das Wissen kann sich nicht aus Vorstellungen, die Kunst
und das Schöne können sich nicht aus „Gefühlen“ und sonstigen
Geistesinhalten ableiten — ein Punkt, auf den wir wiederholt
zurückkommen.
Eingebung, Wissen, Kunst sind ursprüngliche, von anderem nicht
ableitbare Geistestaten.
6.
W o l l e n u n d H a n d e l n . Die Voraussetzungen für das
Wollen und Handeln liegen nicht eigentlich in sogenannten „Moti-
ven“, welche nach empiristischer Ansicht in der „Gefühlsbetonung
der Vorstellungen“ begründet sein sollen; vielmehr in a l l e n den
angeführten ursprünglichen Bestandteilen oder Erscheinungen des
Geistes, demnach unmittelbar im metaphysisch-religiösen oder
Rückverbundenheitsbewußtsein, im Gemeinschafts- oder Liebesbe-
wußtsein, im Eingebungsbewußtsein, welches entweder durch Ob-
jektivierung des in der Eingebung Erfaßten zum Wissen und zur
Wahrheit oder durch Gestaltung des in der Eingebung Erfaßten zur
Kunst und zum Schönen führt; endlich in der Sinneserfahrung, wel-
che aber vom Gegenstandsbewußtsein oder Wissen abhängig ist. —
Erst auf Grund aller dieser Voraussetzungen kann das Wollen und
Handeln erfolgen.
Diese unsere Unterscheidung seelisch-geistiger Erscheinungen ist
nicht nur viel reicher als die bisherige. Sie berichtigt auch die
Ansicht, alle höheren Geistes- und Seelenerscheinungen seien von
Sinneseindrücken und daraus entstandenen Vorstellungen (zusam-
men mit deren Gefühlsbetonungen und zum Wollen führender
Motivationswirkung) hergeleitet! Sie zieht das Verborgene, welches
durch jene sinnlose Herleitung von Sinneseindrücken verdeckt wird,
ans Licht und will nicht die mechanistischen Gesichtspunkte der
alten Seelenlehre heimlich wieder verwenden, wie das alle neueren
Richtungen der Seelenlehre zuletzt doch tun! Dagegen ermöglicht
unsere Unterscheidung einerseits das Ursprüngliche vom Abgelei-
teten reinlich zu trennen, andererseits die echt idealistischen Grund-
begriffe vom Wesen des Geistes, wie wir sie bei F i c h t e u n d
M e i s t e r E c k e h a r t finden, dem Verständnis zu eröffnen
und auf die Erkenntnis des G l i e d e r b a u e s des menschlichen