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und Entsprechung ableiten. Alle diese Kategorien können wieder

nach Vollkommenheit und Unvollkommenheit verwirklicht werden.

Die Anwendung im kunstphilosophischen Denken lassen wir hier

noch beiseite, sie wird sich später von selbst ergeben.

1. Ausgliederung

Die Ganzheit stellt sich in den Gliedern dar! Das will sagen, sie

setzt sich nicht aus Teilen zusammen — sie gliedert sich aus!

Jede Ganzheit ist daher ein Inbegriff von Ausgliederung; sei es

nun, daß sie in ihrer Gegenständlichkeit als Gewußtes und Wahres

oder daß sie als Gestaltetes und Schönes gefaßt wird!

Wie der Begriff ist auch die Gestalt ein Ganzes aus Gliedern.

Beide unterliegen in ihrer Weise den ganzheitlichen Kategorien.

Das Kunstwerk, die Gestalt, das Schöne ist kein bloßes Nebenein-

ander von Stücken, sondern ein Ganzes aus Gliedern. Jede unganz-

heitliche, das heißt, summative, atomistische, mechanistische Auf-

fassung ist daher auf das Schöne und die Kunst unanwendbar. Alle

Begriffe der Kunstphilosophie müssen ganzheitlich sein.

Zunächst wird sich das an den Ausgliederungskategorien erwei-

sen.

a . E b e n b i l d l i c h k e i t

Die Ganzheit kann in der Ausgliederung nur sich selbst dar-

stellen. Das Samenkorn der Rose kann sich nur als Rose, das Tau-

benei nur als Taube ausgliedern. Dieses Bei-sich-selbst-Bleiben,

diese Treue zu sich selbst, welche die Ganzheit wesensgemäß im

Fortgange der Ausgliederung bewährt, halten wir als Kategorie der

„Ebenbildlichkeit“ fest.

In den organischen Ganzheiten erscheint die Ebenbildlichkeit, wie

die Beispiele der Rose und Taube zeigen, so selbstverständlich, daß

man sie kaum beachten würde. Erst im geistigen Bereiche, wo sicht-

barlich größere Störungen auftreten, fällt sie auf.

Nur wo die Ausarbeitung eines Begriffes rein bei sich selbst bleibt,

wo sie (der ihm zugrunde liegenden Eingebung) e b e n b i l d l i c h

ist, kann der Begriff auch wahr sein. Er entfaltet dann die Eingebung

auf Grund der Sinneseindrücke. Und genauso gilt: Nur wo die