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als Gesamtganzes wieder als in der Einheit des Lebens, das selber
wieder als „in den Augen des Zeus“ befaßt, rückverbunden empfun-
den wird.
Es wäre traurig, wenn wir damit etwas Neues sagten; denn der
aus der Tiefe der Eingebung schaffende Dramatiker und Künstler
hält diese seine Eingebung aus innerster künstlerischer Notwendig-
keit in ihrer Rückverbundenheit fest. Er läßt die Einheit nie fahren,
läßt uns den Lebensatem des ungeteilten Ganzen spüren und dieses
selbst wieder im Höchsten befaßt erscheinen.
Wie jedes Wort des Dramas in der Einheit des Ganzen ruht,
so muß dieses Ganze selbst wieder in einem Höheren seine es rück-
verbindende Einheit finden, sei es in der geistigen, staatlichen, sitt-
lichen oder metaphysisch-religiösen Welt; zuletzt in der göttlichen
Weltregierung, in Gott selbst (als Verleiher des Schicksals).
Darin liegt wieder nichts als größte G e s a m m e l t h e i t alles
Geschehens im ganzen Drama (oder des Gegenstandes des Schönen
überhaupt). Je gesammelter, umso mehr tritt hervor, wie alles Aus-
gegliederte im Ausgliedernden, in der höheren und höchsten Ganz-
heit, engstens befaßt ist.
Dies sei nun an einigen Beispielen belegt und durch Bekenntnisse
der Künstler selbst erklärt.
III.
Belege
A. H i n w e i s e
1. Das Schicksal im Drama
Eine besondere Form, durch welche im Drama die höchste Rück-
verbundenheit zum Ausdrucke kommt, ist das S c h i c k s a l ,
gleichgültig, ob es ausdrücklich als solches zur Erscheinung kommt
oder nicht.
Daß alles in der göttlichen Weltregierung, dem Schicksale, befaßt
und begründet sei, das war der Leitstern des altklassischen Dramas
der Griechen. Es trat dort als Wille einzelner Götter oder in allge-
meiner Form als höchster heiliger Wille schlechthin, als Verhängnis
oder Geschick auf.